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Obama lässt die anderen kämpfen

Von Alexander U. Mathé

Analysen

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Theoretisch sollte es ja egal sein, wer für die Republikaner ins Rennen um das Präsidentenamt geht. Sogar Mickey Mouse könnte antreten und gewinnen, heißt es hämisch, so unpopulär ist derzeit Amtsinhaber Barack Obama. Trotzdem ist es nicht gelungen, einen Kandidaten zu finden, mit dem der Großteil zufrieden wäre.

Da wäre zum einen Mitt Romney: aalglatter, aber verkrampfter Typ. Wall-Street-affin und Mormone, was ihn für viele gleich doppelt suspekt macht. Newt Gingrich wiederum ist bereits zum dritten Mal verheiratet, hatte eine außereheliche Affäre und beriet (um es dezent auszudrücken) den verhassten Hypotheken-Bankrotteur Freddie Mac.

Danach kommen die "ferner liefen": Rick Perry ist grundsätzlich ein Mann, der bei Konservativen und Liberalen beliebt sein könnte, lässt aber kaum eine Gelegenheit aus, die Wähler denken zu lassen, er sei geistig nicht ganz auf der Höhe. Michele Bachmann hat grundsätzlich dasselbe Problem, allerdings ohne mit Hoppalas nachhelfen zu müssen. Jon Huntsman wiederum wirkt für viele wie die Kleinausgabe von Romney (die beiden sind Cousins und auch Huntsman hat wegen der Vorbehalte gegen seinen mormonischen Glauben Schwierigkeiten). Ron Paul ist zwar so etwas wie der geistige Vater der Tea Party, für deren Anhänger aber ideologisch zu puristisch und auch zu wenig populistisch.

Doch das Rennen ist noch lange nicht entschieden. Mit ein Grund dafür ist das neue Verhältniswahlrecht, das in vielen Bundesstaaten eingeführt wurde. Früher erhielt der Sieger in einem Staat (bis auf wenige Ausnahmen) auch alle Delegierten. Jetzt erhält jemand mit 25 Prozent der Stimmen auch 25 Prozent der Delegierten. Rein mathematisch ist eine Entscheidung vor dem 24. April unmöglich. Bis dahin kann noch allerhand passieren. Grundsätzlich wird Romney mit seinen 32,6 Millionen Dollar Wahlkampfgeld ein ausreichend langer Atem eingeräumt. Doch Überraschungen sind allemal möglich. Das Geld dafür hätten zum Beispiel Perry (17,2 Millionen) und Paul (12,8 Millionen).

Obama kann das eigentlich nur recht sein, dass sich seine Gegner noch möglichst lange gegenseitig zerfleischen und Wähler abspenstig machen. Andererseits wird es für ihn nicht ganz leicht, die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, während die Augen auf den Infight der Republikaner gerichtet sind. Helfen könnten ihm die 100 Millionen Dollar, die er in der Zwischenzeit an Wahlkampfgeldern gesammelt an.