Zum Hauptinhalt springen

Obama liegt nun erstmals vor Clinton

Von Alexander U. Mathé aus Washington

Politik

Ex-First-Lady gewann seit dem Super Tuesday keine Wahl mehr. | 4. März mit den Vorwahlen in Texas und Ohio gilt nun als Schicksalstag. | Washington. Barack Obama befindet sich in einem unglaublichen Siegesrausch. Nach dem Triumph in vier US-Bundesstaaten am vergangenen Wochenende hat der demokratische Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur noch eins draufgesetzt. Am Dienstag gewann er auch die Vorwahlen in Washington D.C., Virginia und Maryland.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Aber es waren nicht einfach nur Siege, Obama deklassierte seine Rivalin Hillary Clinton geradezu: 64 Prozent der Stimmen erhielt er beispielsweise in Washington, ebenso viel in Virginia und 61 Prozent in Maryland. Damit hält die Niederlagenserie der ehemaligen First Lady weiter an: Clinton hat seit dem Superdienstag, an dem die Bürger in 24 Bundesstaaten zu den Urnen geschritten waren, keine einzige Vorwahl mehr gewonnen.

Noch symbolträchtiger ist, dass Obama erstmals seit seinem Sieg zu Beginn der Vorwahlen in Iowa mehr Delegiertenstimmen hat als seine Konkurrentin. Nach derzeitigem Stand hält Obama bei 1215 und Clinton bei 1190. Für die Nominierung als Präsidentschaftskandidat benötigen Anwärter der Demokraten 2025 Stimmen. Bei den noch ausstehenden Vorwahlen in 17 Bundesstaaten sind für die Demokraten noch 1624 Delegierte zu holen.

Wahlkampfteam Clintons zerbricht

Als Folge der Niederlagen scheint das ganze Clinton-Team auseinanderzubrechen. Zuerst wurde Wahlkampfmanagerin Patti Solis Doyle entlassen, nach dem Serienmisserfolg am Dienstag verließ auch deren Stellvertreter Mike Henry das Schiff. Die neue Wahlkampfmanagerin, Maggie Williams, muss jetzt unbedingt dafür sorgen, dass Clinton am 4. März als große Siegerin dasteht. Da wählen nämlich die Staaten in denen sie Favoritin ist: Ohio und Texas.

Konsequenterweise befand sich Clinton am Dienstag bereits in El Paso. In der texanischen Stadt ließ sie sich trotz ihrer Niederlage bejubeln und sprach über das Mindestgehalt von 900 Dollar, die flächendeckende Gesundheitsvorsorge und die Verbesserung des Bildungssystems. Die verlorene Wahl blieb selbstverständlich außen vor. Auf der Bühne überbrachte Clinton ein Kind in mexikanischer Tracht einen Strauß Blumen. Schließlich dürften in Texas die Stimmen der Latinos den Ausschlag über Sieg und Niederlage geben und die werden eher ihr als Obama zugerechnet.

Obama-Clinton bei Weißen gleichauf

Weniger einfach wird die Wahl in Ohio, denn Obama hat sein Wählerpotenzial seit dem Superdienstag weiterentwickelt. So konnte er beispielsweise bei den Wahlen in Virginia und Maryland einerseits rund 90 Prozent der schwarzen Stimmen für sich verbuchen, erhielt bei der weißen Wählerschaft jedoch ungefähr genauso viel Stimmen wie seine Rivalin. Bereits bei der Vorwahl in Washington hatte sich gezeigt, dass Obama schon in Clintons Revier wildert. Dort hat er nämlich mit den Stimmen der einkommensschwachen Weißen gewonnen, die normalerweise eher Clinton wählen.

Umfragen sehen Obama vor McCain

Aber auch auf einer anderen Front hat sich Obama verstärkt. Lange Zeit galt der Afroamerikaner für viele Demokraten als unwählbar, weil vermutet wurde, er könne sich im Kampf gegen den republikanischen Rivalen als zu schwach erweisen. Auf diesen Punkt hat Clinton auch einen großen Teil ihrer Kampagne gebaut. Das ist laut einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup für die Zeitung "USA Today" jedoch Schnee von gestern. Derzufolge glaubt mittlerweile die Mehrheit der Wähler, dass Obama die besseren Chancen hat, den wahrscheinlichen Rivalen John McCain zu schlagen.

Das sprach auch Obama bei seiner Siegesrede am Dienstag an. "Da kommen immer wieder Leute zu mir und flüstern: Ich bin zwar Republikaner, aber ich unterstütze Sie".

Das Phänomen dieser "Obamacans", wie sie der Demokrat nennt, beschert McCain derzeit einen Zweifrontenkrieg. Denn einerseits muss er danach trachten, am linken Rand seines Wählerspektrums nicht zu viele Stimmen zu verlieren. Andererseits macht ihm sein basiskonservativer Mike Huckabee das Leben schwer. Der ehemalige Prediger konnte immerhin drei der letzten sieben Staaten für sich entscheiden und lieferte sich in so manchem Staat ein Kopf-an-Kopf-Duell mit McCain. Dadurch macht der de facto chancenlose Huckabee seinem Rivalen die streng-konservative Wählerschaft abspenstig.

Am Dienstag etwa lieferte er McCain in Virginia ein hartes Duell. Letzten Endes holte sich McCain mit einem Vorsprung von neun Prozent aber alle 60 Delegiertenstimmen. In Washington DC und in Maryland mit 16 bzw. 13 Delegierten setzte sich der republikanische Senator aus Arizona hingegen deutlich durch.