Romney verliert trotz Führung zunehmend an Zustimmungswerten.
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Washington/Concord. Während die US-Republikaner weiter um die Kandidatur für die Präsidentschaftswahl rangeln, hat der demokratische Gegner und Amtsinhaber Barack Obama sein Team umgebaut. Nach nur einem Jahr im Amt verlässt Stabschef William Daley das Weiße Haus. Nachfolger wird der derzeitige Chef des Etatbüros der Regierung, Jacob "Jack" Lew.
Analysten halten dies für einen vorbereitenden Schritt Obamas mit Blick auf seinen Wahlkampf. Daley galt nämlich als Verbindungsmann Obamas zur Wall Street, wo er unter anderem hohe Spendengelder lukrierte. Die Wahlkampfkassa des Präsidenten ist aber mittlerweile mit 100 Millionen Dollar ziemlich gut gefüllt. Auch heißt es, dass Daley zu moderat für die kommende Wahlkampfzeit sei. Lew hingegen stehe mehr auf der prononciert linken, populistischen Seite und passe somit besser zu Obamas vermutlicher Strategie in den kommenden Monaten. Gleichzeitig waren der 63-jährige Daley und Obamas Chefberater, der 44-jährigen David Plouffe, einander nicht grün, heißt es.
Der Präsident erklärte am Montag, Daley wolle künftig in seiner Heimatstadt Chicago mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Zuerst habe er dem Rücktrittsgesuch nicht zustimmen wollen. "Aber die Verlockung unserer gemeinsamen Heimatstadt war zu stark." Ein frisch veröffentlichtes Buch nährt allerdings Gerüchte für eine andere Erklärung. Laut dem von der "New York Times"-Reporterin Jodi Kantor geschriebenen Buch "The Obamas" soll die First Lady, Michelle Obama, ein gespanntes Verhältnis zu den engen Beratern ihres Mannes gehabt haben. Sie habe von diesem mehr Linientreue gefordert und gegen Kompromissvorschläge angekämpft. Schon Daleys Vorgänger Rahm Emanuel soll auf Wunsch der First Lady aus dem Amt geworfen worden sein und als "Trostpreis" den Bürgermeisterposten von Chicago erhalten haben. Auch wenn bei den Republikanern alles von den Vorwahlen überschattet ist, so hört man doch vereinzelt die Kritik am Präsidenten, die ihn als Pantoffelhelden darstellt.
Doch die einzelnen republikanischen Kandidaten haben derzeit die Hände voll mit ihren eigenen Problemen zu tun. Schon in zehn Tagen folgt in South Carolina die nächste Vorwahl. Auch Mitt Romney schwimmt. In Umfragen nach wie vor hoch favorisiert, dürfte die letzte TV-Debatte dem ehemaligen Gouverneur von Massachusetts ordentlich geschadet haben. Mit vereinten Kräften hatten ihn die anderen Bewerber attackiert und offenbar empfindliche Treffer gelandet, denn Romneys Umfragewerte sind am Sinken. Nicht nur gewinnt das Bild von der "Heuschrecke" Romney zusehends an Profil, auch wurde eine seiner Kampagnen aus Gouverneurszeiten ausgegraben, in der er sich für die Rechte Homosexueller einsetzt. Ein Widerspruch zu seiner jetzigen Position als Gegner der Homo-Ehe und ein Widerspruch zu den Moralvorstellungen der meisten Republikaner.