US-Präsident Barack Obama hat im ehemaligen Konzentrationslager Buchenwald zu dauerhafter Wachsamkeit gegenüber Rassenhass und Intoleranz aufgerufen. "Diese Stätte lehrt uns, ständig wachsam zu sein in unserer eigenen Zeit", sagte der sichtlich erschütterte Politiker am Freitag nach einem Rundgang durch das Lager, in dem in der Zeit des Nationalsozialismus 56.000 von 250.000 Häftlingen umkamen. | Obamas Rede in Kairo
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Als Zeichen des Respekts und des Erinnerns legte der erste schwarze US-Präsident gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem Friedensnobelpreisträger und früheren Lager-Insassen Elie Wiesel gelbe Rosen auf einem Mahnmal nieder, das auf die Temperatur von 37 Grad und damit des menschlichen Körpers erwärmt wird.
"Diese Stätte hat ihr Grauen nicht verloren", sagte Obama. "Ich werde nicht vergessen, was ich hier gesehen habe". Der Präsident erinnerte erneut an seinen Großonkel, der Anfang April 1945 als US-Soldat an der Befreiung des Buchenwald-Außenlagers Ohrdruf beteiligt war. Der Kriegsheimkehrer habe sich monatelang abgesondert, um allein mit seinen schrecklichen Erinnerungen zu sein, berichtete er.
Merkel: Verpflichtung gegen Extremismus und Antisemitismus
Merkel bezeichnete es als Teil der deutschen Staatsräson, die Erinnerung an den Judenmord wachzuhalten. Außerdem dürfe nie vergessen werden, welch große Opfer erbracht wurden, um den Terror des Nationalsozialismus zu beenden. "Wir Deutschen werden nicht vergessen, dass wir nach dem Krieg die Chance zum Neuanfang, zu Frieden und zu Freiheit, der Entschlossenheit und dem Einsatz - und ja, auch das: dem Blutzoll - der Vereinigten Staaten und all denen zu verdanken haben, die an ihrer Seite als Alliierte oder Widerstandskämpfer standen", sagte Merkel.
Außerdem erwachse den Deutschen aus ihrer Vergangenheit die Pflicht, für Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie einzutreten. "Wir gehen gegen Terror, Extremismus und Antisemitismus vor", versicherte die Kanzlerin. Buchenwald nahe der Kulturstadt Weimar war kein Vernichtungslager mit Gaskammern wie im Osten, sondern richtete die Häftlinge durch brutale Arbeit unter anderem im Steinbruch zugrunde. Vorrückende US-Truppen befreiten das Lager am 11. April 1945.
Deutschland "Partner der USA"
US-Präsident Barack Obama würdigte Deutschland bei seinem Besuch in Dresden als engen Freund und Partner der USA gewürdigt. Die Zusammenarbeit mit Deutschland in Sicherheits- und Wirtschaftsfragen sei für die ganze Welt von Bedeutung, sagte der US-Präsident.
Gerade bei der Bewältigung der Wirtschaftskrise sei die Kooperation wichtig. Die USA würden auch künftig keinen Protektionismus betreiben, die Grenzen für den Warenverkehr müssten offen bleiben. Außerdem sei Deutschland ein starker Nato-Partner und Beteiligter am Einsatz in Afghanistan.
Thema Guantanamo
Was die erbetene Aufnahme von Häftlingen aus dem US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba betrifft, kam es keinen bindenden Vereinbarungen. Merkel sei aber laut Obama "sehr offen" für den Wunsch der USA, chinesische Uiguren aufzunehmen, die nach ihrer Gefangenschaft in Guantanamo nicht in ihre Heimat zurückkehren können.
(Reuters, APA)