Bei seinem ersten Indien-Besuch hat US-Präsident Barack Obama den Staat als "Weltmacht" gewürdigt und die Beziehungen der beider Länder in höchsten Tönen gelobt.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Nach einem Treffen mit Ministerpräsident Manmohan Singh am Montag in Neu-Delhi sagte Obama: "Indien ist ein Schlüsselakteur auf der Weltbühne." Es sei kein Zufall, dass er seit seinem Amtsantritt kein Land länger besucht habe als Indien. In einer Rede vor dem Parlament bekundete Obama zudem Unterstützung für das Streben des Landes nach einem ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat.
Singh sagte nach dem Treffen mit Obama, die beiden Atommächte USA und Indien wollten sich gemeinsam für die Nichtverbreitung von Nuklearwaffen und weltweite Abrüstung engagieren. "Das ist eine kühne bilaterale Initiative." Der Premier fügte hinzu: "Wir haben beschlossen, die Vertiefung unserer Beziehungen zu beschleunigen und als gleichberechtigte Partner in einer strategischen Beziehung zusammenzuarbeiten." Die Beziehung werde "positiv und entscheidend Weltfrieden, Stabilität und Fortschritt beeinflussen".
Singh sagte, er heiße Obama bei dessen erstem Besuch in Indien als "persönlichen Freund und großen charismatischen Führer" willkommen. Der US-Präsident sagte: "Ich glaube, dass unsere Beziehung tatsächlich eine der bestimmenden Partnerschaften des 21. Jahrhunderts sein wird."
Obama erklärte, die USA seien bereit zu einer vermittelnden Rolle zwischen den Erzfeinden Indien und Pakistan, wenn beide Seiten dies wollten. Singh sagte, ein starkes, friedliches und moderates Pakistan sei im Interesse Indiens, der Region und der Welt. Solange aber aus Pakistan heraus Anschläge in Indien geplant würden, seien Friedensgespräche nicht möglich. "Man kann nicht reden, während gleichzeitig die Terror-Maschine so aktiv ist wie zuvor."
In Mumbai hatte Obama am Sonntag den muslimischen Extremismus in der benachbarten Atommacht Pakistan als "Krebsgeschwür" bezeichnet, das ausradiert werden müsse. Er hatte zugleich gesagt, die Regierung in Islamabad habe das Ausmaß der Bedrohung inzwischen verstanden.
Bei dem Treffen Obamas und Singhs beschlossen die beiden Seiten neben mehreren bilateralen Abkommen eine verstärkte Zusammenarbeit im Kampf gegen den Terrorismus. Singh begrüßte den von Obama angekündigten Abbau von US-Handelsbeschränkungen im Hochtechnologie-Bereich. Die USA und Indien beschlossen außerdem gemeinsame Projekte in Afghanistan und in Afrika.
Die US-Regierung unterstützt die südasiatische Atommacht zudem im Streben nach einem ständigen Sitz im Weltsicherheitsrat. "In den kommenden Jahren freue ich mich auf einen reformierten UNO-Sicherheitsrat, der Indien als ständiges Mitglied beinhaltet", sagte Obama am Montag bei einer Ansprache im Parlament in Neu-Delhi.
Der stellvertretende US-Außenminister William Burns machte vor der Rede Obamas deutlich, dass die Reform des Sicherheitsrats eine komplizierte und zeitraubende Angelegenheit sein wird. Angaben zur Dauer des Veränderungsprozesses lehnte Burns ab. Derzeit gehören dem UNO-Sicherheitsrat die USA, Großbritannien, Frankreich, Russland und China als Vollmitglieder mit Vetorecht an. Zudem gibt es zehn nicht ständige Mitglieder, zu denen bis Jahresende auch Österreich zählt.
Indien ist mit seinen 1,2 Milliarden Einwohnern die größte Demokratie der Welt. Besonders eng waren die US-indischen Beziehungen unter Obamas Vorgänger, George W. Bush, der 2006 Indien besuchte. Obama hält sich seit Samstag in Indien auf. Am Dienstag fliegt er nach Indonesien weiter. Bei dem Besuch in Jakarta wird es auch um die Beziehungen zur muslimischen Welt gehen.
Zwei Tage darauf reist Obama zur Teilnahme am G-20-Gipfel nach Südkorea - dort soll es auch eine Reihe von bilateralen Gesprächen am Rande der Konferenz geben. Nächster Stopp ist am 12. November Japan. Dort wird Obama am Asien-Pazifik-Gipfel (APEC) teilnehmen, bevor er sich am 14. November auf die Heimreise macht.