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Obama zu Samaras: "Wollen helfen, so gut wir können"

Von WZ-Korrespondent Ferry Batzoglou

Politik

Wirtschaftliche Lage Griechenlands im Mittelpunkt des Arbeitsgesprächs.


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Athen/Washington. Knapp 14 Monate nach seiner Wahl ist Griechenlands konservativer Premierminister Antonis Samaras von US-Präsident Barack Obama erstmals zu einem bilateralen Arbeitstreffen im Weißen Haus empfangen worden. Nach dem einstündigen Gespräch sprach sich Obama für eine stärker wachstumsorientierte Politik im krisengebeutelten Euro-Land aus. Sparen alleine reiche zur Bekämpfung der Situation nicht aus, erklärte er.

In Ländern mit Wirtschaftswachstum sei es leichter, die Staatsschulden abzubauen, befand der US-Präsident - was ein deutlicher Seitenhieb gegen Deutschland war, das nicht zuletzt in Griechenland, dem Epizentrum der Eurokrise, auf eine Fortsetzung des rigorosen Sparkurses besteht. "Wir wollen helfen, so gut wir können", sagte Obama zu Samaras.

Dieser wiederum verwies auf die "riesigen Opfer", die die Hellenen seit Ausbruch der Griechenland-Krise Anfang 2010 erbracht hätten. Das Land steckt im sechsten Jahr der Rezession. Bis Ende des laufenden Jahres wird es im Vergleich zu 2008 ein Viertel seiner Wirtschaftsleistung verloren haben.

Erst vor wenigen Tagen hatte das griechische Statistikamt Elstat bekannt gegeben, dass die Arbeitslosenrate im Mai auf den neuen historischen Rekordwert von 27,6 Prozent geklettert ist. Mittlerweile sind knapp 1,4 Millionen Menschen im Elf-Millionen-Einwohner-Land auf Arbeitssuche. Besonders betroffen sind junge Griechen: In der Altersgruppe von 15 bis 24 Jahren sind knapp 65 Prozent der Hellenen ohne Job - so viele wie in keinem anderen europäischen Land.

Hoffnung auf Investoren

Die Zusammenkunft in Washington, die schon vor Monaten stattfinden sollte, aber immer wieder von den USA aufgeschoben wurde, wurde buchstäblich im letzten Moment von US-Seite deutlich aufgewertet. An dem Arbeitstreffen zwischen Obama und Samaras nahmen unter anderem noch US-Finanzminister Jack Lew sowie die US-Beraterin für Nationale Sicherheit, Susan Rice, teil. Ebenso traf sich Samaras mit US-Finanzinvestoren, um für ein Engagement in Griechenland zu werben. Doch auch eine weitere, bereits vereinbarte Zusammenarbeit kam zur Sprache. Es ging um die künftige Ausbeutung der Gas- und Ölvorkommen in der Ost-Ägäis. Was die USA mit Wohlwollen zur Kenntnis nahmen: Nur wenige Stunden vor dem Treffen zwischen Obama und Samaras in Washington unterzeichneten Griechenland, Zypern und Israel in Nikosia ein Abkommen zum Energiewesen. Der Premier unterstrich gegenüber dem Präsidenten die Bedeutung der trilateralen Kooperation.

Dabei geht es um viel Geld: Allein die Gasvorkommen in griechischen Gewässern werden auf ein Volumen von 4,7 Billionen Kubikmeter geschätzt, wie jetzt in Washington bekannt wurde. Dazu kommen weitere 4,5 Billionen Kubikmeter an Gasvorkommen in Zypern und Israel. Experten zufolge könne damit mehr als die Hälfte der Nachfrage in der EU für die nächsten dreißig Jahre gedeckt werden.