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Obamas All-Taxi lässt den Motor an

Von Ronald Schönhuber

Wissen

Erstmals ist ein privates Raumschiff ins All geflogen. | Neben SpaceX entwickeln weitere vier Firmen Raketen. | Washington/Wien. Für die stolze Nasa, die für viele Amerikaner auch heute noch den Pioniergeist der Nation symbolisiert, war es ein Schock: Angesichts der Wirtschaftskrise und der drückenden Kriegskosten strich Präsident Barack Obama das von seinem Vorgänger George W. Buch initiierte Mondlandungsprogramm im Frühjahr 2010 kurzerhand von der Agenda der Raumfahrtbehörde. Zu teuer und mit den derzeitigen Budgetmitteln nicht umsetzbar, argumentierte Obama damals.


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Stattdessen gab der Präsident den Mars als im Jahr 2035 zu erreichendes Fernziel aus und verordnete der US-Raumfahrt eine grundsätzliche Neuausrichtung. Abgesehen von der Landung auf dem roten Planeten soll sich die Nasa vor allem auf die Grundlagenforschung konzentrieren. Die nach der endgültigen Ausmusterung der Space Shuttles im Frühjahr 2011 entstehende Lücke bei der Versorgung der Internationalen Raumstation ISS soll hingegen die private Raumfahrtindustrie schließen.

Nach Obamas Plänen könnte die Nasa dann bestimmte Dienstleistungen wie den Transport von Forschungssatelliten oder Astronauten bei den Weltraum-Start-Ups zukaufen - ein Taxi in den Orbit sozusagen.

Für viele in der Nasa ist seitdem die Vorstellung, erstmals seit vierzig Jahren nur noch Passagier sein zu können, ein Graus. Selbst der sonst so zurückhaltende Neil Armstrong macht immer wieder öffentlich gegen die neue Nasa-Strategie mobil. Die USA würden dadurch zu einer drittklassigen Raumfahrtnation verkommen, sagte der erste Mensch auf dem Mond bereits unmittelbar nach Bekanntwerden der neuen Pläne.

Noch 2011 zur ISS

Doch die kommerziellen Weltraumunternehmen sind mittlerweile viel weiter gekommen, als viele das noch vor einem Jahr gedacht hätten. Am Mittwoch hob mit der "Dragon"-Kapsel erstmals in der Geschichte ein privates Raumschiff vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida ab. Knapp zehn Minuten nach dem Start wurde die vom Unternehmen SpaceX entwickelte Kapsel von der "Falcon 9"-Trägerrakete abgekoppelt und umkreiste dann zwei Mal die Erde. Nach dreieinhalb Stunden landete "Dragon" schließlich wie geplant sicher per Fallschirm im pazifischen Ozean.

Als nächster Schritt steht nun eine fünftägige Mission ins All an, in deren Verlauf sich die wiederverwendbare Kapsel bis auf zehn Kilometer der ISS nähern soll. Noch vor Ende 2011 könnte es laut den Entwicklern eine bemannte Mission mit Lastentransport zur Raumstation geben. Rückschläge sind dabei freilich nicht ausgeschlossen, doch wie es sich für ein Start-Up mit Selbstvertrauen gehört, gibt man sich bei SpaceX optimistisch. "Ich würde die Wahrscheinlichkeit eines Erfolgs mit 70 Prozent veranschlagen", sagt Gwynne Shotwell, die Chefin des in Kalifornien beheimateten Unternehmens.

Auch im Hintergrund steht bei SpaceX jemand, dessen Pioniergeist Obamas Geschmack treffen dürfte. Der gebürtige Südafrikaner Elon Musk, der den Internetbezahldienst Paypal mitentwickelt hat und damit reich wurde, hat nach dem Verkauf seiner Firmenanteile auch den Elektro-Autopionier Tesla mitbegründet. In seine 2002 aus der Taufe gehobene Weltraumfirma soll Musk bisher mehr als 100 Millionen Dollar gesteckt haben.

Und falls Musk und SpaceX keine gravierenden Probleme erleiden, könnten die Weltraumtaxis für Obama und die Nasa tatsächlich das erhoffte gute Geschäft werden. Bisher hat die US-Raumfahrtbehörde 253 Millionen Dollar in das SpaceX-Projekt investiert und der Rahmenvertrag, den die Nasa mit dem kalifornischen Unternehmen für 12 Flüge ins All abgeschlossen hat, beläuft sich auf 1,6 Milliarden Dollar. Im Vergleich zu den Shuttle-Mission fast eine Okkasion, denn eine einzige All-Mission der in die Jahre gekommenen Orbiter kostet den US-Steuerzahler rund eine Milliarde Dollar.

Touristen als Zubrot

Auch Obamas Idee, dass Konkurrenz das Geschäft belebt, scheint bereits in Ansätzen aufzugehen. Neben SpaceX entwickeln derzeit vier weitere Firmen Raketen und Raumkapseln, die sich für Transportmissionen ins All eignen. Die in Virginia beheimatete Orbital Sciences Corporation hat ebenfalls schon einen Vertrag mit der Nasa in der Tasche und auch der Luftfahrtgigant Boeing arbeitet nach Gesprächen mit der Raumfahrtbehörde bereits an Transportsystemen.

Der Flugzeugbauer will sich dabei aber nicht nur auf die Nasa als zahlenden Kunden verlassen. Da die US-Raumfahrtbehörde pro Flug nicht mehr als vier Astronauten ins All schicken will, wären in der geplanten siebensitzigen Boeing-Kapsel noch drei Plätze für Weltraumtouristen frei. Und diese sind, wie die Russen bereits vorexerziert haben, ein lohnendes Geschäft. Jeweils 40 Million Dollar mussten die abenteuerlustigen Millionäre bezahlen, die bereits mit einer Sojus-Kapsel ins All geflogen sind.