Kurz vor seiner Bestellung zum Missionschef haben schlüpfrige E-Mails rett McGurk einen Strich durch seine Berufsplanung gemacht.
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Eigentlich sollte Brett McGurk der neue amerikanische Botschafter im Irak werden. Dafür war der ausgewiesene Experte prädestiniert: Er war Teil der Koalitions-Übergangsverwaltung nach der Invasion im Irak im Jahr 2003, später beauftragte ihn der damalige US-Präsident George W. Bush mit dem Irak-Dossier im Weißen Haus. McGurk war auch maßgeblich an der Aushandlung der Vereinbarung beteiligt, amerikanische Truppen 2011 abzuziehen. Doch nun ist er über seine Passion zu der Frau gestolpert, die er vor wenigen Wochen geheiratet hat.
Ihren Ausgang nahm die Geschichte im Jahr 2008. Brett McGurk war damals Mitglied des nationalen Sicherheitsrats und als solches an der US-Botschaft in Baghdad tätig. Dort traf er auf die Journalistin Gina Chon, die für das renommierte "Wall Street Journal" arbeitete und eine intensive berufliche Beziehung zu ihm pflegte. Mit der Zeit begann sich die Beziehung McGurks - der Berichten zufolge damals noch mit einer anderen Frau verheiratet war - zu Chon auch auf privater Ebene zu intensivieren. Zeugnis dafür ist der damalige E-Mail-Verkehr der beiden, der vor kurzem seinen Weg ins Internet fand.
Schlüpfrige Passagen, in denen etwa von Kavaliersschmerzen die Rede ist, waren ein gefundenes Fressen für die oppositionellen Republikaner im Senat, in dessen außenpolitischen Ausschuss das Votum über die Bestellung McGurks am kommenden Dienstag anstand. Schwer wog dabei der Umstand, dass McGurk die E-Mails von seiner offiziellen Adresse des Außenministeriums aus verschickt hatte.
Die republikanischen Senatoren mutmaßen, dass McGurk an Chon vertrauliche Informationen über Verhandlungen mit dem Irak weitergegeben habe. Auch Chon hat wegen Interessenskonflikts berufliche Probleme bekommen. Sie soll ihrem Verlobten (McGurk) Artikel vor deren Veröffentlichung zukommen haben lassen. Im März beantragte sie eine Karenzierung, die ihr gewährt wurde.
Für McGurk denkbar ungünstig war, dass er zwischen den Fronten steht: Die Republikaner torpedieren nach Möglichkeit jeden, der von Präsident Barack Obama vorgeschlagen wird, während die Demokraten wenig Lust haben, jemanden zu verteidigen, der für Bush gearbeitet hat.
So entschloss sich McGurk schweren Herzens, seine Bewerbung um den Botschafterposten zurückzuziehen. Die USA bräuchten möglichst schnell einen neuen Botschafter im Irak, erklärte er. Mit der drohenden Blockade und der Sommerpause des Kongresses vor der Tür hätte sich seine Bestellung noch über Wochen oder Monate und sogar in den US-Präsidentschaftswahlkampf hineinziehen können.