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Obamas große Chance

Von David Ignatius

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Der Autor war Chefredakteur der "International Herald Tribune". Seine Kolumne erscheint auch in der "Washington Post".

Barack Obama redet viel über Veränderung und Überparteilichkeit. Die Wahl eines Bewerbers für den Vize-Präsidenten wäre eine Chance, Signale in diese Richtung zu senden.


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Eines der reizvollsten Wahlversprechen von Barack Obama ist seine Ankündigung, die bisherigen Parteigrenzen durchbrechen und überparteilich regieren zu wollen. Die erste Möglichkeit dazu bietet bereits die Auswahl des Bewerbers für das Amt des Vizepräsidenten: Sollte Obama einen Kandidaten außerhalb der Demokratischen Partei wählen - den republikanischen Senator Chuck Hagel von Nebraska zum Beispiel oder vielleicht den parteiunabhängigen Bürgermeister von New York Michael Bloomberg - würde er damit zeigen, dass er die entzweiende Washingtoner Politik tatsächlich ändern möchte.

Gegen eine solche Wahl gibt es allerdings Gegenargumente - nicht zuletzt, dass sie viele von Obamas liberalen Unterstützern aus der eigenen Partei vor den Kopf stoßen würde. Aber sie wäre ein Zeichen, dass Obama wirklich etwas ändern möchte. Außerdem würde er den Vorwurf entkräften, er rede nur über Überparteilichkeit und Veränderung, ohne je etwas in diese Richtung zu tun.

McCain hingegen hat diese überparteilichen Kämpfe bereits ausgefochten - von der Finanzierung des Wahlkampfs über den Klimawandel zu Gesetzen gegen Folter - und er kann es auch beweisen. Das ist der Grund, warum sich die Basis der Republikaner bis heute nicht so richtig wohl mit ihm fühlt: Sie wissen, dass McCains wahre Verbündete der letzten Jahre Demokraten der Mitte waren. Wenn Obama also seinen Vize bei den Republikanern sucht, könnte er McCain überflügeln - sich allerdings dabei auch einige Feinde in der eigenen Partei machen. Er würde dadurch aber vermutlich zu einem attraktiveren Präsidentschaftskandidaten.

Eine besonders interessante Wahl für Obama wäre Hagel. Als hochdekorierter Vietnamveteran könnte er die Fragen der nationalen Sicherheit übernehmen. Und - das könnte für ein sehr zentrales Wahlkampfthema Obamas wichtig sein - Hagel war bei den Republikanern einer der ersten und couragiertesten Kritiker des Irakkriegs. Gleichzeitig würde Hagel die Verbündeten der USA doch sehr beruhigen, dass es kein chaotischer Abzug wird. Und schließlich wäre es auch ein Vorteil, dass Hagel und Obama einander zu mögen scheinen.

Bloomberg hätte anderes zu bieten. Er könnte für Obama der überparteiliche Manager und Problemlöser sein. Das würde Obama, der noch nie etwas zu managen hatte, mehr Freiheit geben für die Führerrolle und für die visionäre Politik, die seine Stärke ist.

Der New Yorker Bürgermeister könnte aber auch eine guter Vize für McCain sein, der dringend jemand mit wirtschaftlichen Verdiensten braucht, um seinen Mangel an Erfahrung auf diesem Gebiet auszugleichen. Es wäre aber sicher sehr schwer für die Republikaner, diese doppelte Dosis Überparteilichkeit zu verkraften. Für viele von ihnen ist McCain ohnehin ein Quasi-Demokrat.

Obama könnte natürlich auch einen der vielen vorzüglichen Demokraten wählen. Allerdings könnte er den USA und der Welt mit keinem von ihnen so richtig beweisen, dass er es mit dem Aufschlagen eines neuen Kapitels wirklich ernst meint.

Übersetzung: Redaktion Alle Beiträge dieser Rubrik unter:

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