Zum Hauptinhalt springen

ÖBB begrüßt neue Kunden mit "Hellö"

Von Rosa Eder-Kornfeld

Wirtschaft
Bislang versprachen nur Werbekunden auf den Bussen Tiefpreise. Nun wollen die ÖBB selbst den billigen Jakob geben.
© ÖBB

Staatsbahn steigt mit 11 internationalen Verbindungen in den Fernbusmarkt ein.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 8 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. Der immer härter umkämpfte Markt für Fernbus-Reisen ist um einen Player reicher. Unter der Marke "Hellö" bieten die Österreichischen Bundesbahnen ab Mitte Juli elf internationale Langstreckenverbindungen an. Ab Wien starten Busse nach Berlin, Frankfurt, Genua, München, Straßburg, Venedig und Zagreb, Zürich, Venedig und Bozen, ab Innsbruck geht es nach Zürich. Von München aus kann man mit "Hellö" preisgünstig und stressfrei nach Bozen oder Venedig fahren, von Prag aus nach Venedig.

Das Angebot richtet sich vorwiegend an junges Publikum. Der Vertrieb der Tickets erfolgt primär online, so Valerie Hackl, Vorständin der ÖBB-Personenverkehr AG, die 90 Prozent an der neu gegründeten ÖBB-Fernbus GmbH hält. Die restlichen 10 Prozent gehören der ÖBB-Postbus GmbH. Bis 2020 wollen die ÖBB mit "Hellö" eine Million Fahrgäste zusätzlich in ihren Zügen und Bussen transportieren.

Private Konkurrenz für die Schiene

Seit der Marktliberalisierung im Jahr 2013 sind in Deutschland Fernbusse zu einer ernst zu nehmenden Konkurrenz für die Bahn geworden, und der Boom schwappt auch nach Österreich über. Durch 18 europäische Länder, darunter auch Österreich, rollen die grünen Busse des deutschen Fernbus-Marktführers Flixbus, der im Jänner gemeinsam mit der burgenländischen Blagus-Gruppe eine Osteuropa-Tochter gründete. Die bestehenden Osteuropa-Linien von Blaguss nach Tschechien, in die Slowakei, nach Ungarn, Kroatien und Slowenien werden sukzessive in das Flixbus-Netz eingegliedert, im kommenden Jahr sollen Rumänien, Bulgarien, Bosnien und Serbien dazukommen.

Dem Geschäftsführer von Flixbus, André Schwämmlein, schwebt ein "grünes Netz von Bordeaux bis Bukarest" vor. 2015 hat FlixBus rund 20 Millionen Fahrgäste befördert. Das waren fast doppelt so viel wie 2014.

Blaguss wiederum betreibt seit dem Jahr 2011 mit dem ÖBB-Konkurrenten Westbahn das Fernbus-Gemeinschaftsunternehmen Westbus. 51 Prozent des Unternehmens hält Blaguss, 49 Prozent die Westbahn-Muttergesellschaft Rail Holding. Der Westbus verbindet etwa Wien mit Klagenfurt. In Tschechien werden Prag und Budweis angesteuert.

Neue Linie von Wien in die Westukraine

Seinen Markteintritt in Österreich hat unlängst auch das tschechische Eisenbahn- und Fernbusunternehmen Leo Express verkündet. Ab 30. Juni fährt die neue Linie von Wien über Olmütz, Kattowitz, Krakau und Rzeszow in die westukrainische Stadt Lwiw (Lemberg). Durch Umsteigen vom Bus in die Bahn ist auch eine Reise nach Prag möglich. Österreichische Destinationen sind auch im Netz des Deutschen Postbus und der Slovak Line.

Die ÖBB sehen ihre - vorerst - 28 Fernbusse nicht als Konkurrenz zu ihrem Angebot auf der Schiene. Man wolle vielmehr neue Kundengruppen ansprechen, sagt Fernbus-Geschäftsführer Tobias Hann. Zum Start gibt es Aktionstickets um 15 Euro für Fahrten zwischen 14. Juni und 30. September 2016. Wie die Preise danach aussehen, hänge von der Nachfrage und der Auslastungssituation ab. Hann betont: "Wir sind kein Billiganbieter und wollen uns nicht ausschließlich über den Preis differenzieren." Vielmehr will "Hellö" mit einem besonderen Preis-Leistungsverhältnis punkten. Als besonderes "Zuckerl" bieten die ÖBB auch die kostenlose Buchung von Wunschsitzplätzen in den Bussen an. Bei den anderen Anbietern gilt das Prinzip "first come, first serve". Die ÖBB kooperieren auch mit dem Anbieter BerlinLinienBus, dem Fernbus-Ableger der Deutschen Bahn.

Last-Minute-Tickets bei den Chauffeuren

Die "Hellö"-Busse werden von Postbus-Chauffeuren gelenkt. Bei ihnen wird es auch Last-Minute-Tickets geben. Die Fahrer werden die Reisenden laufend über Zwischenstopps, Aufenthaltsdauer und Verspätungen informieren, sagt Hann: "Diese Transparenz ist beim Mitbewerb teilweise nicht gegeben." Auf Blaguss treffe diese Aussage nicht zu, sagt Unternehmenssprecherin Claudia Pich. Auch in den Blaguss-Bussen würden die Fahrgäste auf dem Laufenden gehalten.

Die Eisenbahnergewerkschaft fordert mehr Kontrollen bei den Fernbussen. Die vorgeschriebenen Ruhezeiten würden oft nicht eingehalten. Betroffen von dem "massiven Wettbewerbsdruck" seien meist osteuropäische Fahrer.