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ÖBB-Chef Kern: "Wir werden die Ticket-Aktionen fortsetzen"

Von Reinhard Göweil

Wirtschaft

ÖBB-Fahrpläne als "Fehldrucke" zu Gunsten von Licht ins Dunkel verkauft.


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Wien. Ab 11. Dezember wird die "Westbahn" die Zugstrecke Wien-Salzburg befahren und den ÖBB Konkurrenz machen. Bahn-Chef Christian Kern scheint das durchaus recht zu sein. Die jüngste Preisaktion der vom Bauunternehmer Hans-Peter Haselsteiner und der französischen Staatsbahn SNCF betriebenen Privatbahn (7 Euro für eine einfache Fahrt) sieht Kern entspannt. "Wir werden nicht unmittelbar darauf reagieren, aber unsere Ticket-Aktionen fortsetzen. Über die Spar-Schiene, die über unser Online-Reiseportal gebucht werden kann, haben wir in drei Monaten 190.000 Tickets verkauft. Das setzen wir fort." Dabei handelt es sich meist um verbilligte Kombi-Angebote (Beispiel: Zugfahrt und Tages-Skipass in St.Johann/Pongau) und um Reisen in europäische Hauptstädte. "Wir haben dadurch eine deutlich höhere Auslastung der Züge erreicht", sagte Kern der "Wiener Zeitung".
<br style="font-weight: bold;" /> Bahn über das Kartellgericht verärgert
Während die einen sagen, dass die ÖBB durch den Wettbewerb erst munter geworden sind, meint Kern: "Die Westbahn beginnt uns zu imitieren, das freut mich." Konkurrenz macht aber nicht nur fröhlich, sondern wird auch mit harten Bandagen geführt. So gibt es seit kurzem eine einstweilige Verfügung des Kartellgerichts, wonach die ÖBB die Westbahn-Züge in ihren Fahrplan aufnehmen muss. Die tausendfach gedruckten Winter-Fahrpläne müssen damit eingestampft werden. Der Ärger darüber in den ÖBB ist beträchtlich. Kern versucht es nun sportlich zu nehmen: "Das sind quasi Fahrpläne mit Druckfehler, wenn man so will, wie eine Blaue Mauritius (die teuerste Briefmarke der Welt, Anm. d. Red.). Wir werden die nun an Sammler verkaufen und den Erlös ‚Licht ins Dunkel‘ zukommen lassen."
<br style="font-weight: bold;" /> "Auch Westbahn wird subventioniert"
Die Fahrpläne werden neu gedruckt, die Westbahn wird zudem auch ins Fahrplan-System der ÖBB, Scotty, aufgenommen. Daneben steht den ÖBB noch eine Klage der Westbahn ins Haus, wonach sie – vereinfacht gesagt – die Tickets zu billig verkaufen, weil sie so hoch subventioniert wird. Hans-Peter Haselsteiner, der dem Vernehmen nach 200 Millionen Euro in die Westbahn investiert, hat dies mehrfach angekündigt. Kern: "Auch die Westbahn erhält Subventionen, da sie ein Schienen-Entgelt bezahlt, das die echten Kosten nur zu 40 Prozent deckt. Den Rest deckt der Steuerzahler." Das gilt auch für die ÖBB – und für den Rest Europas. Kern: "In jedem Land wird die Schienen-Infrastruktur von der öffentlichen Hand unterstützt." Die Klage wegen billiger Tickets will Kern aber nicht einfach hinnehmen. "Ein bisschen unverständlich ist es aber, dass jene, die laut Wettbewerb schreien, genau diesen Wettbewerb dann beklagen. Was hat Haselsteiner erwartet? Dass wir wie die Schafe zuschauen, wie uns ein Konkurrent die Kunden wegnimmt? Das kann ja wohl niemand von uns erwarten."

Bei einem gehen die ÖBB aber nicht mit. Westbahn-Geschäftsführer Stephan Wehinger hat angekündigt, in seinen Zügen Raucher-Inseln anzubieten. Das haben auch die ÖBB geprüft – und ad acta gelegt. Kern: "Es gibt Gesetze. In einem öffentlichen Raum darf nicht geraucht werden, die Züge der ÖBB sind das. Es wird bei uns keine Raucherzüge geben, wir halten uns an das Tabakgesetz."