Rund 2700 Jobs bei der Bahn bedroht. | Ministerrat müsste Mittel-Einschuss des Bundes absegnen. | Rail Cargo Austria derzeit nur noch 150 Millionen Euro wert. | Wien. Von einem Verkauf oder gar Börsengang für die ÖBB-Güterverkehrstochter, wie noch vor wenigen Jahren, ist längst keine Rede mehr: Die Rail Cargo Austria (RCA) muss sich auf magere Zeiten einstellen.
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Hinter vorgehaltener Hand wird in drastischen Worten davon gesprochen, dass die frühere "Cash Cow" mittlerweile ganz schön "verhungert" aussehe. Für 2010 gilt ein Bilanzverlust in dreistelliger Millionenhöhe als fix, für die kommenden Jahre schaut es auch nicht viel rosiger aus.
Der Verlust für die RCA wird auf 350 Millionen Euro taxiert, im Gesamtkonzern sollen es mit 340 Millionen Euro etwas weniger sein. Die Bundesbahnen stecken beim dringend notwendigen Umbau des Güterverkehrs in einem veritablen Dilemma: Einerseits will das Unternehmen das von Infrastrukturministerin Doris Bures verordnete Ziel erfüllen, das Durchschnittsalter der ÖBB-Pensionsantritte von derzeit rund 53,5 Jahren deutlich - jährlich um ein weiteres Jahr - zu erhöhen. Anderseits befindet sich die RCA laut Bahn-Chef Christian Kern wirtschaftlich in einem "Überlebenskampf". Das Unternehmen drängt daher auf eine Kapitalerhöhung durch den Staat, ein Betrag von bis zu 400 Millionen Euro soll in die Bundesbahnen eingeschossen werden.
Bis 2016 müssen viele Mitarbeiter gehen
Dabei könnte eine rasche Weichenstellung für eine Kapitalerhöhung durch den Eigentümer - also den Bund - unterm Strich sogar die Kosten für die notwendige Sanierung des Unternehmens senken, da der Umbau rascher in die Beschleunigungsphase käme.
Das Herzstück der Operation ist in jedem Fall die Reduktion von Arbeitsplätzen. Bis 2016 soll dem Turnaround-Plan des ÖBB-Chefs zufolge die Zahl der Mitarbeiter von derzeit rund 15.000 (für die RCA inklusive ÖBB-Produktion und -Werkstätten) auf rund 12.300 gekürzt werden. Die Alternative wäre, dass die 2700 Betroffenen großteils in Pension gehen müssten - wofür ebenfalls der Staat zahlen würde. Auch das Vermeiden von Überstunden, die mit 1000 Vollzeitäquivalenten pro Jahr zu Buche schlagen, soll zur RCA-Sanierung beitragen.
Wann der offizielle Startschuss für den Einschuss der dringend benötigten Mittel kommt, ist freilich offen. Beobachter rechnen damit, dass die ÖBB eher den Herbst als den Sommer anvisieren. Allerdings werden noch viele Gespräche zu führen sein, um die Kapitalerhöhung auf Schiene zu bringen, die im Wesentlichen nach dem Muster der finanziellen Stärkung des börsenotierten Energiekonzerns Verbund vor einigen Monaten ablaufen wird.
Zur Erinnerung: Beim Verbund wurde das Einschießen von Bundesmitteln Ende August vergangenen Jahres im Ministerrat fixiert - in der Höhe von 500 Millionen Euro.
"Es gibt noch keinformelles Ansuchen"
Davor müsste ein Antrag der ÖBB an die ÖBB-Hauptversammlung - also an Ministerin Bures - gehen. Auf Anfrage der "Wiener Zeitung" hieß es, dass derzeit im Infrastrukturministerium kein "formelles Ansuchen" vorliege. Im nächsten Schritt wäre der bereits erwähnte Ministerratsbeschluss notwendig.
Fakt ist, dass Kern derzeit kaum eine Chance auslässt, um die - wie es der oberste Lokführer der Bundesbahnen nennt - "Investition" des Staates in die ÖBB zu propagieren. Seine Argumentation: Die RCA sei aus bilanzieller Sicht derzeit kaum noch etwas wert. Durch die Kapitalerhöhung würde der Unternehmenswert relativ stark ansteigen, was dem Bund als Allein-Eigentümer zu Gute käme. Derzeit soll die RCA-Bewertung nur noch bei rund 150 Millionen Euro liegen, behaupten Insider.