Die ÖBB sind auch in Italien aktiv. Mit ihrem Logistikzentrum in Santo Stino di Livenza bei Venedig wollen sie einen beträchtlichen Teil der norditalienischen Güterströme an sich binden. Maßgeschneiderte Lösungen, rasche Abwicklung und Transport machen der italienischen Bahn Konkurrenz.
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Fünf Mill. Tonnen passieren pro Jahr die österreichische Grenze gen Italien. Nur 3,5 Mill. Tonnen nehmen den umgekehrten Weg. Österreich liegt im Export-Import-Vergleich an sechster Stelle hinter England, Spanien, Deutschland und Frankreich. Beim Nachbarverkehr ist Österreich Zweiter nach Frankreich mit 30,6 Mill. Tonnen.
Der Marktanteil der Schiene in Italien ist mit 8,3% marginal, bis 2010 wird eine Zunahme auf 9% erwartet. Trenitalia verliert zusehends an die stärker werdenden Privatbahnen, von denen es derzeit fünf gibt. Aus diesem Grund erwägen die ÖBB, die mit ihrer Tochter Express Italia um Aufträge rittern, auch eine Kooperation mit einem privaten italienischen Bahnbetreiber, bestätigt ÖBB-Vorstand Ferdinand Schmidt. In Österreich verlor die Bahn im Gütersektor nicht so stark und liegt jetzt bei 38%. Auch beim Güterzugvergleich kann Trenitalia mit den ÖBB nicht mithalten. Während die ÖBB täglich 2.200 Güterzüge täglich befördern, bringen es die Italiener auf nur 1.350 - trotz viermal mehr Mitarbeiter.
Fehlende Investitionen sind Schuld an der schlechten Bahnauslastung. Die Italiener vernachlässigten jahrzehntelang den Güterverkehr. Dieses Manko haben sich die ÖBB zunutze gemacht und im Mai 2003 ein Logistikzentrum als Joint-Venture mit Lucefin in San Stino eröffnet. Der italienische Partner ist ein mittelständisches Unternehmen mit einem Umsatz von 100 Mill. Euro und 450 Mitarbeitern, das mit Stahlerzeugung und -handel sowie mit Immobilien sich einen Namen machte.
Die Verladeplattform an der wichtigen Hauptstrecke Turin-Mailand-Triest verfügt natürlich auch über einen Autobahnanschluss. Sie hat rund 25 Mill. Euro gekostet und soll sich ab 2006 rechnen, erklärt Schmidt. Stahl, Holz, Plastik und Chemieprodukte werden per Zug herantransportiert und auf Laster verladen. Zu den Kunden zählt die Voest, Agro-Linz und SCA Laakirchen.
Derzeit ist der Güterumschlag mit 250.000 Tonnen jährlich - das sind ab Juli 12 Züge pro Woche - noch leichtgewichtig. Doch er soll wachsen und schwerer werden. 2007 könnte die Maximalauslastung mit 950.000 Tonnen im Jahr oder 26 Zügen pro Woche erreicht sein. Vor allem mit Geschwindigkeit und maßgeschneiderten Logistikangeboten wollen die ÖBB bei den Kunden punkten. Die Zustellung der Ware erfolgt ab San Stino noch am selben Tag. Erweist sich das Projekt als erfolgreich, dann wollen die ÖBB auch in den EU-Erweiterungsländern ähnliche Terminals mit Partnern errichten.
Im Vorjahr haben die ÖBB 87,5 Mill. Tonnen transportiert. Laut Schmidt wurde ein Rekordergebnis nur durch den Streik vereitelt.