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ÖBB jubeln - aber Kritik reißt nicht ab

Von Franz Steinbauer

Wirtschaft

Das Unternehmen erwartet für 2006 eine Verdoppelung des Ergebnisses. | SP-Kräuter fordert eine ÖBB-Prüfung durch Rechnungshof. | Wien. Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) jubeln über verbesserte Geschäftszahlen. Das Unternehmen, das in den vergangenen Wochen wegen verschiedener Affären und kolportierter interner Spannungen negative Schlagzeilen gemacht hat, teilt eine Verdoppelung des Ergebnisses auf geschätzte 26 Mio. Euro mit (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit, EGT). Für die ersten sechs Monate sieht die Sache noch beeindruckender aus: Das Ergebnis drehte von minus 19,4 Mio. Euro im ersten Halbjahr 2005 auf plus 17,3 Mio. Euro.


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Trotz der guten Zahlen will die Kritik an der Bahn nicht verstummen. SP-Rechnungshof-Sprecher Günther Kräuter fordert sogar eine Gesamtprüfung der ÖBB durch den Rechnungshof. Seine Begründung gegenüber der "Wiener Zeitung": "Man darf den ÖBB nicht mehr vertrauen. Offizielle Sprecher haben in der Vergangenheit die Unwahrheit gesagt, als es um die Aufklärung verschiedener ÖBB-Affären ging." Er spielt damit auf die halb-private Geburtstagsfeier eines ÖBB-Managers im Rahmen einer Firmenfeier der ÖBB an.

SP-Sprecher spricht von "Finanztricks"

Die jetzige Jubelmeldung "Ergebnis der Bahn verdoppelt" ist für Kräuter angesichts der Skandale - Stichwort Striplokal auf Kosten der Bahn - und der hohen Staatszuschüsse an das Unternehmen unangebracht. Der SP-Rechnungshof-Sprecher missbilligt bei den Österreichischen Bundesbahnen unter anderem "Postenschacher, Beraterverträge um 100 Mio. Euro und Kreditkartenbetrug". Die sehr gute Gewinnschätzung der Bahn für das laufende Jahr kann er sich nur so erklären: "Finanztricks".

Böhmdorfer für mehr Kontrolle der Ausgaben

Indes spart auch ÖBB-Aufsichtsrat Dieter Böhmdorfer nicht mit Kritik. Der frühere Justizminister er hatte das Amt für die Freiheitlichen inne - sagt zur "Wiener Zeitung", die ÖBB seien ein Beispiel wie man sich selbst Nachteile verschaffen könne. Er fordert, dass der Aufsichtsrat die Ausgaben und Verträge stärker kontrolliert. Böhmdorfer erneuert seine Kritik, die er Anfang September zu den Beraterverträgen für Aufsichtsräte formuliert hat: Der Aufsichtsrat müsse die Verträge auf die Sinnhaftigkeit und Zweckmäßigkeit hin anschauen. Es gehe schließlich um "riesige Volumina".

Man müsse anstreben, dass die ÖBB selbst entsprechende Beratungsressourcen aufbaue, um Geld einzusparen. Zudem solle vorausschauend kontrolliert werden - auch dort, wo keine Leichen im Keller zu erwarten seien.

Für Böhmdorfer ist das Hick-Hack um die ÖBB übrigens "kein Politikum". Andere hingegen sähen die Sache nur unter dem Blickwinkel der bevorstehenden Nationalratswahl im Oktober. Er plädiert dafür, die ÖBB-Diskussion zu versachlichen und rein unternehmensspezifisch zu führen.

Die ÖBB seien wegen der Infrastruktur und der über 40.000 Beschäftigten für Österreich wichtig. Daher solle man in der ÖBB anders agieren als in einer Familien-AG.

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