Die ÖBB konnten 2002 im Güter- und Personentransport (Bereich Absatz) zulegen, doch der Umsatz ist gegenüber dem Vorjahr um 0,4% zurückgegangen. Die Bahn kämpft gegen den Kostendruck und die zunehmende Konkurrenz. Obwohl das Unternehmen im Vorjahr 1.500 Mitarbeiter abgebaut hat, ist der Personalaufwand für den Absatz um 4,8% und bei der Infrastruktur um 3,3% gestiegen. 2003 will der Vorstand abermals zumindest 1.500 Posten nicht mehr nachbesetzen.
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Werden die Pensionsreformpläne umgesetzt, so würden bis 2006 nicht wie geplant 7.000, sondern um 2.000 Mitarbeiter mehr aus den ÖBB ausscheiden, erklärte Generaldirektor Rüdiger vorm Walde anläßlich der Bilanzpräsentation.
2002 stieg die Zahl der Fahrgäste um 1,6 Millionen auf 279,7 Millionen. 184,8 Millionen (2001: 183,3) benutzen die Bahn, 93,9 Millionen (2001: 93,8) den Bus. Auch die Umsätze legten um 15 Mill. (2,8%) auf 558 Mill. Euro zu. Die Zuschüsse des Bundes stiegen nur unwesentlich um 2 Mill. auf 466 Mill. Euro.
Im Güterverkehr waren Kosten- und Konkurrenzdruck deutlich spürbar. Trotz gestiegener Tonnage ist der Umsatz zurückgegangen. 87,8 (nach 85,8) Mill. Tonnen wurden auf der Schiene befördert - um 1,6% mehr. Doch die Umsätze konnten leider nicht mithalten, sie gingen um 4 Mill. Euro (0,5%) auf 824 Mill Euro zurück. Durch Preissenkungen werden die Margen immer unattraktiver. Der starke Umsatzeinbruch schmerzt, aber: "Wir verdienen Gott sei Dank noch etwas", so Vorstandsdirektor Ferdinand Schmidt.
2003 sei wegen strengerer Sicherheitsbestimmungen ein weiterer Rückgang auf der rollenden Landstraße zu erwarten. Im Fernverkehr seien derzeit die Rückgänge in Deutschland und Italien zu spüren. Trotzdem erhofft Schmidt für Personen- und Güterverkehr wieder Zuwächse. Erzielen könnten die ÖBB diese u.a. mit ihrem Osteuropageschäft. Die Osteuropa-Offensive wird nicht nur Güterverkehrs-, sondern auch Werkstättenleistungen umfassen. Die Bahn wird sich in Erweiterungsländern in Speditionen einkaufen oder ein eigenes Netz aufbauen.
Finanzergebnis rettet EGT
Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern sank um 4,9% auf 125 Mill. Euro. Das EGT (Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit) des Bereichs Absatz stieg hingegen um 2,5% auf 125,2 Mill. Euro und profitiert allein durch den Finanzerfolg, der dank niedriger Zinsen, derivativer Finanzinstrumente (Swaps) und einer Eigenkapitalerhöhung zustande kam. Das Eigenkapital wurde um 363 Mill. Euro erhöht, auch daraus konnte ein positiver Zinseffekt erzielt werden. Der Leiter des Rechnungswesens, Alfred Lutschinger, erläutert, dass der Bund das Geld für den Ausbau der Infrastruktur umlenken könne, indem Rücklagen aufgelöst werden. Die Erträge des Immobiliengeschäfts bleiben mit 65 Mill. Euro konstant.
Der Schuldenberg der Infrastruktur wuchs von 4,47 auf 4,88 Mrd. Euro an. Der Zuschuss des Bundes für diesen Bereich stieg um 4,6% auf 1,2 Mrd. Euro. Das Benützungsentgelt erhöhte sich um 5,4% auf 314 Euro. Die angekündigte Reduktion der Zuschüsse um 200 bis 400 Mill. Euro pro Jahr wird zu einer Umarbeitung der Prioritätenliste führen, kündigte Infrastrukturvorstand Alfred Zimmermann an.
Priorität hat der viergleisige Ausbau der Westbahn. Für diesen werden nun EU-Mittel beantragt. Gegen den Bau der Koralmbahn sprechen sachliche Gründe: Das Monsterprojekt kostet 2,9 Mrd. Euro. Das ist mehr als das Doppelte des jährlichen Investitonsvolumens von ÖBB, HL-AG und Brenner Eisenbahngesellschaft, das 1,3 Mrd. Euro ausmacht.