Aufsichtsrat berät im Schatten neuer Hiobsbotschaften. | Schwarze Null für 2008 wird bei den ÖBB zur Zitterpartie. | Wien. Für die heute, Dienstag, stattfindende Sonderaufsichtsratssitzung der Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) gibt es an brisanten Themen keinen Mangel. Neben den sogenannten Spekulationsverlusten in dreistelliger Millionenhöhe (die "Wiener Zeitung" berichtete) werden wohl auch Vorsorgen für die Cross-Border-Leasing-Geschäfte mit US-Investoren, die vor rund zehn Jahren abgeschlossen wurden, die Köpfe rauchen lassen.
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Der Rückstellungsbedarf entsteht, weil die amerikanischen Investoren von der US-Kreditkrise erfasst worden sind. Das Downgrading der Rating-Agenturen für die Investoren wirkt sich deshalb auf die ÖBB aus, weil die Bahn indirekt Wertpapiere an jenen US-Investoren hält, die nun unter Druck gekommen sind.
Laut einem Bericht des "Standard" könnten die Rückstellungen für die Cross-Border-Geschäfte, bei denen die ÖBB Schienen-Anlagen, Wagenmaterial und Lokomotiven in einem komplizierten Deal verkauften und wieder zurück mieteten, zwischen 80 Mio. Euro und einem dreistelligen Millionenbetrag ausmachen. Durch diese neue Hiobsbotschaft wird eine schwarze Null in der ÖBB-Bilanz 2008 noch unwahrscheinlicher als bisher. Zusätzlich belastet die Kostenexplosion bei der Unterinntalstrecke.
Bei den ÖBB sieht man die Sache weniger dramatisch. Der Vorsorgebedarf für die US-Geschäfte sei mit einem niedrigen "zweistelligen" Millionen-Betrag überschaubar, hieß es aus Unternehmenskreisen zur "Wiener Zeitung". ÖBB-Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker wies darauf hin, dass die Bahn-Spekulationsverluste aus der Legislaturperiode davor stammten und der neue Aufsichtsrat rasch reagiert habe.
Privatisierung der MAV Cargo "widersprüchlich"
Der 202 Seiten starke Endbericht des ungarischen Rechnungshofes ASZ, der sich unter anderem mit dem 102,5 Mrd. Forint (rund 440 Mio. Euro) schweren Verkauf der Güterverkehrssparte MAV Cargo an die ÖBB beschäftigt, liegt nun auch in englischer Kurzversion vor. In der auf der ASZ-Internetseite publizierten Zusammenfassung wird im Kern die Kritik an der Privatisierung der ungarischen MAV Cargo bestätigt, die im Vorfeld laut geworden war. Der Verkaufsprozess sei unklar und widersprüchlich gewesen. Der Kaufvertrag sehe für die Ungarn "unbegründete" Verpflichtungen vor, während der Käufer - also die österreichische Bahn - sehr gut wegkäme.
Zudem kritisiert der ASZ, dass bei einer strengen Auslegung der ungarischen Gesetze die MAV Cargo gar nie hätte privatisiert werden dürfen.