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Der Fahrgastbetrieb startet am 12. September. Bis 2030 soll Mobilitätssektor CO2-neutral sein.
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Von außen sieht er aus wie ein normaler Zug. Auf dem Dach aber steckt modernste Technik: Zwei Brennstoffzellen wandeln dort Wasserstoff und Sauerstoff in Strom um. Der Zug fährt emissionsfrei, geräuscharm und stößt nur Wasser aus.
Auf Bahnsteig 12 am Wiener Hauptbahnhof feierte der weltweit erste Wasserstoffzug am Freitag Österreichpremiere. "Wir betreten technologisches Neuland", sagt ÖBB-Vorstand Andreas Matthä bei der Präsentation.
Laut dem französischen Hersteller Alstom hat der Zug eine Reichweite von 1000 Kilometer, die Leistung sei mit jener von Dieselzügen der neusten Generation vergleichbar. Neben der Brennstoffzelle verfügt der Zug auch über eine Batterie. Sie wird über die Energie, die beim Bremsen freigesetzt wird, gespeist.
Für den Testbetrieb wurde von Deutschland extra eine mobile Wasserstoff-Tankstelle nach Wiener Neustadt transportiert. Dort soll der Zug betankt werden. Er muss sich im Testlauf vor allem auf "geografisch anspruchsvollen" Strecken beweisen. Bisher war der Wasserstoffzug nur im norddeutschen Flachland und den Niederlanden unterwegs.
Bis 2030 dieselfrei
Die ÖBB testen ihn anstelle eines Dieselzugs ab 12. September zehn Wochen lang im Fahrgastbetrieb. Der Zug wird auf der Aspangbahn beziehungsweise Thermenbahn von Wien über Wiener Neustadt nach Fehring und auf der Strecke zwischen Wiener Neustadt und Puchberg am Schneeberg sowie Gutenstein unterwegs sein.
Ziel der ÖBB ist es, ihren Mobilitätssektor bis 2030 CO2-neutral zu machen. "Wir planen, alle Dieselzüge mit alternativen Antrieben zu ersetzen", sagt ÖBB-Vorstand Matthä zur "Wiener Zeitung". Laut ÖBB-Klimaschutzstrategie müssen rund 400 Dieselfahrzeuge durch klimafreundliche Antriebe ersetzt werden. 32 Millionen Liter Diesel sollen dadurch eingespart werden.

Stand jetzt sind 72 Prozent der ÖBB-Bahnstrecken elektrifiziert. Bis 2035 sollen es 89 Prozent sein. Dort, wo es aus wirtschaftlichen Gründen keinen Sinn macht, sollen alternative Antriebssysteme wie etwa Batterien oder eben Brennstoffzellen zum Einsatz kommen.
Wie viel Geld die ÖBB in Wasserstoff-Züge investieren will, kann Matthä noch nicht sagen, dafür sei es noch zu früh. Fest steht, dass es ein Mix aus Akku- und Wasserstoffzügen werden wird.
Der in Wien präsentierte Zug "Coradia iLint" wurde am Alstom-Standort Salzgitter produziert. Alstom gilt als Pionier bei Wasserstoffzügen. Seit 2018 sind in Niedersachsen die weltweit ersten Triebwagen mit Brennstoffzellen im Einsatz. Die Kosten des Wasserstoffzugs seien laut Jörg Nikutta, Geschäftsführer von Alstom Deutschland und Österreich, "nur ein kleines bisschen höher" als die eines Dieselzugs.
Alstom hat aktuell rund 41 Aufträge für den Wasserstoffzug, Österreich sei jedoch die internationale Premiere. "Die ÖBB sind ein guter Partner. Nicht alle Länder sind schon so weit", sagt Nikutta.
Ganz unumstritten ist der Einsatz der klimafreundlichen Wasserstoff-Technologie für die Schiene nicht. Eine deutsche Studie wies im August darauf hin, dass Batteriezüge wirtschaftlicher seien als Wasserstoffzüge. Die Autoren nennen unter anderem die hohen Kosten für Energie als Gründe.