Gewerkschaften verlangten frühere Verhandlungen. | Regionalwahlen könnten Budapester Regierung unter Zugzwang bringen. | Budapest/Wien. Die ÖBB hoffen bei der angeschlagenen Ungarn-Tochter mittlerweile auf politischen Rückenwind. Der ÖBB-Güterverkehr zieht die Verhandlungen mit den Gewerkschaften über den drohenden Jobabbau bei der Rail Cargo Hungaria (RCH) auf heute, Mittwoch, vor. Der Anstoß dazu soll von den ungarischen Gewerkschaften gekommen sein.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Ursprünglich war das Treffen für Anfang Oktober geplant gewesen. Davor hatte eine erste Krisensitzung mit den ungarischen Gewerkschaftern am 20. September in Wien stattgefunden. Von den rund 3000 RCH-Arbeitsplätzen könnten bis zu 2000 gekürzt werden, warnen Gewerkschaftsvertreter.
Eisenbahner als sehrwichtige Wählergruppe
Das Krisentreffen in Budapest liegt - nicht ganz zufällig - vor den Regionalwahlen in Ungarn am Sonntag (3. Oktober). Informierten Kreisen zufolge versprechen sich die Gewerkschafter eine höhere Bereitschaft der Budapester Regierung, bessere Rahmenbedingungen für die Bahn zu schaffen, wenn das Krisenmeeting in die Endphase des Wahlkampfs fällt. Denn die ungarischen Eisenbahner und deren Angehörige sind eine nicht zu vernachlässigende Wählergruppe.
Ursprünglich soll vor allem das lokale Management der RCH dafür gewesen sein, die politische Karte nicht zu spielen und bei der Sanierung des Unternehmens möglichst sachlich zu agieren.
Zum Hintergrund: Die ÖBB fordern von den Ungarn die Rücknahme der geplanten höheren Schienenmaut und Traktionspreise. Auch gegen ein Absenken von Subventionen wenden sich die ÖBB vehement. Ansonsten müssten die Bundesbahnen die Flächenbedienung aufgeben und sich auf die Hauptstrecken zurückziehen.
Die ÖBB-Verhandler treffen nicht nur mit den Gewerkschaften zusammen, darüber hinaus soll es Krisengespräche mit der ungarischen Bahn MÁV und der MÁV Traktion geben. Auch Nachverhandlungen des 400 Millionen Euro schweren Kaufvertrags der RCH (früher MÁV Cargo) dürften auf der Tagesordnung stehen. Das Konvolut ist schon des Öfteren als extrem "verkäuferfreundlicher" Vertrag kritisiert worden.