Die Maskenpflicht wird ab Donnerstag wieder erweitert. Die Zahl der Infektionen geht moderat zurück.
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Oberösterreich ist das erste Bundesland, das wieder einen Schritt zurückgeht. Ab Donnerstag gilt im gesamten Bundesland wieder die erweiterte Maskenpflicht, wie sie vor der landesweiten Lockerung Mitte Juni in Kraft war. "Wir glauben, dass wir damit die Ausbreitung eindämmen können", sagte Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP). Die Maßnahme ist mit der Bundesregierung akkordiert, speziell Gesundheitsminister Rudolf Anschober war bisher skeptisch regionalen Differenzierungen gegenüber.
Aber, wie auch in den vergangenen Monaten, entstehen politische Entscheidungen in Sachen Coronavirus im Gehen. Während Tirol, Vorarlberg, Salzburg, Kärnten und das Burgenland zusammen nicht einmal 100 Infizierte aufweisen, waren es am Dienstag in Oberösterreich 427 aktiv Infizierte. Die effektive Reproduktionszahl beträgt in diesem Bundesland derzeit 2. "Das ist zuviel", sagt Stelzer. "Es ist eine alternativlose Maßnahme." Die Maßnahme gilt ab Donnerstag, die Dauer ließ Stelzer offen.
Der Cluster der Freikirche ist bereits auf 173 Personen angewachsen, doch es gibt auch andere, kleinere Infektionshäufungen. Stelzer nannte eine "Großfamilie aus dem Westbalkan" mit 24 infizierten Personen. Aktuell sind 3033 unter Quarantäne, wobei Oberösterreich nun auch jene Personen testen will, die zwar direkten Kontakt mit nachweislich Infizierten hatten, aber (noch) keine Symptome zeigen. In Wien wird dies bereits seit Wochen derart gehandhabt. Im Mai und Juni seien dadurch 909 Fälle entdeckt worden, hieß es aus dem Büro von Stadtrat Peter Hacker (SPÖ).
Die Zahlen für ganz Österreich sind wieder rückläufig, das gilt auch für Oberösterreich. Wobei erst die kommenden Tage zeigen werden, ob es sich um eine nachhaltige Entwicklung handelt. Bei der Containment-Strategie ist das Ziel, infizierte Personen und ihr Umfeld möglichst rasch zu isolieren, damit sie das Virus nicht weitergeben können. Die doch sehr rasche Ausbreitung in Oberösterreich könnte daraufhin deuten, dass dieses Contract Tracing nicht schnell genug war. Auch das wird man erst in einigen Tagen wissen.
Stelzer bittet um Registrierung bei Lokalbesuch
Stelzer ersuchte aber die Bevölkerung, aktiv daran mitzuwirken und bei Lokalbesuchen die eigene Adresse zu deponieren. Sollte einige Tage später ein Gast positiv getestet werden, können die Behörden potenziell angesteckte Personen schneller kontaktieren. Das Tempo ist dabei entscheidend, damit Infizierte, die sich gesund fühlen, möglichst wenige soziale Kontakte haben. In Bayern, sagte Stelzer, werde diese freiwillige Registrierung von der Bevölkerung gut angenommen.
Für ein schnelleres Contact Tracing hat die Regierung auch eine Art "Lex Oberösterreich" geschaffen. Im Eilverfahren soll die Mitwirkung der Polizei im Nationalrat beschlossen werden, wobei diese auch bei der "Ermittlung" von "allfälligen Krankheitssymptomen eingebunden werden soll. Darüber gab es Aufregung bei der Opposition, zumal der Verfassungsdienst mit dieser Novelle nicht betraut wurde. Verfassungsexperte Heinz Mayer hält die Regelung aber für problemlos.
Die Erweiterung der Maskenpflicht ist jene Maßnahme, die mit wenig Kosten und Nebenwirkungen verbunden ist. Das heißt, es muss kein Lokal und kein Geschäft wieder schließen. Es ist jedoch unklar, wie groß der Nutzen sein wird. Eine Studie aus Deutschland zeigte, dass in Jena, wo sehr früh eine Maskenpflicht eingeführt wurde, der Rückgang von Infektionen größer war als in anderen Teilen Deutschlands. Andererseits sind weltweit wenig Ansteckungen in Geschäften kolportiert – mit und ohne Maske. In Lokalen, wo sich Menschen länger aufhalten und engeren Kontakt haben, ist dies anders, dort ist aber der Mund-Nasen-Schutz nur beim Betreten verpflichtend. (sir)