Mit 2252 Fällen gab es die meisten Neuinfizierten, aber keine auffälligen Krankheits-Cluster in Oberösterreich. Das Land stockt das Personal für Kontaktverfolgung von 72 auf 180 Kräfte auf.
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Im September nach Schulbeginn und auch noch zu Oktoberbeginn war es Wien, das regelmäßig im Bundesländer-Vergleich in absoluten Zahlen die meisten Corona-Fälle registriert hat. Inzwischen ist das Oberösterreich, das auch am Samstag mit 2252 Corona-Neuinfektionen den deutlich höchsten mit rund einem Viertel der mehr als 8000 Fällen in ganz Österreich – auch das ein neuer Tageshöchstwert – verzeichnet hat.
Im Corona-Krisenstab des Landes Oberösterreich wurde der "Wiener Zeitung" zwar am Samstag erklärt, dass drei Viertel der Infektionen auf den Privatbereich und den Freizeitsektor zurückzuführen seien. Es seien aber keine speziellen Corona-Cluster in Oberösterreich zu sehen. Eine Woche nach den von der türkis-grünen Bundesregierung drastisch verschärften Corona-Schutzmaßnahmen samt Ausgangsbeschränkungen von 20 Uhr bis 6 Uhr wird Oberösterreich vor allem das Personal für die Suche nach Corona-Kontakten nun mehr als verdoppeln. Nicht notwendige Operationen werden in den Spitälern verschoben, um Platz für Corona-Patienten zu haben.
Die ungeliebte Führungsrolle bei den Corona-Neuinfektionen im Bundesländer-Vergleich führt in Oberösterreich zu gehörigem Kopfzerbrechen. Auch wenn der Krisenstab feststellt, dass sich drei von vier Corona-Erkrankten in privaten Haushalten und im Freizeitbereich anstecken, so ist das doch zu relativieren. Einerseits ist die Zahl der tatsächlich nachverfolgbaren Corona-Fälle mit dem Ansteigen der Infektionen deutlich gesunken, bundesweit kann das nur mehr in gutem einem Viertel der Fälle nachvollzogen werden. Andererseits kommt die Feststellung, dass drei Viertel der Corona-Infektionen im Privatbereich erfolgen, nicht überraschend. Personen im Familien- und Bekanntenkreis werden von Betroffenen üblicherweise als erste Kontaktpersonen angegeben, an andere engere Kontaktpersonen erinnern sich Corona-Infizierte nicht mehr oder – etwa im öffentlichen Verkehr – kennen Kontaktpersonen gar nicht.
905 Lokalkontrollen, fünf Anzeigen
Besonders viele Verstöße gegen die Sperrstunden-Regelung in der Nacht gab es in Oberösterreich nicht. Nach der Bilanz des Landes Oberösterreich wurden 905 Lokale und Betriebsstätten kontrolliert. Dabei gab es insgesamt lediglich fünf Anzeigen der Polizei.
Bei der Auswertung für die 24 Stunden bis Samstag wurde vor allem in der Landeshauptstadt Linz ein Anstieg verzeichnet. Regional hohe Corona-Zahlen gibt es auch in den Bezirken Rohrbach im Mühlviertel, Schärding sowie Eferding, die alle nahe der Grenze zu Deutschland liegen. Ein Mitgrund für den Anstieg ist, dass die Zahl der Corona-Tests steigt und dabei immer mehr Corona-Fälle entdeckt werden. Mit 5052 Tests wurde ein Höchstwert an Tests in Oberösterreich durchgeführt, wie der Corona-Krisenstab hervorhebt. Dabei gab es dann immerhin bei 39 Prozent der Untersuchten tatsächlich einen positiven Corona-Test.
Ab der kommenden Woche werden statt bisher 72 Mitarbeitern dann 180 Mitarbeiter eingesetzt. Dafür werden Landesbedienstete herangezogen. Im Gegensatz zur Stadt Wien greift Oberösterreich auch auf die Unterstützung durch Soldaten des Bundesheeres zurück. Außerdem wurde um Hilfe durch Arbeitslose beim Arbeitsmarktservice (AMS) angefragt. Das Bundesland Kärnten hat schon längst, wie berichtet, 15 Langzeitarbeitslose zur Bekämpfung der Corona-Epidemie eingesetzt.
Inzwischen hat auch Arbeitsministerin Christine Aschbacher (ÖVP) dies als mögliche Unterstützung gegen die Corona-Ausbreitung erkannt. Jedenfalls hat sie ebenfalls am Samstag den Einsatz von Arbeitslosen bei der Kontaktverfolgung angekündigt.
Todesfälle betreffen vor allem Hochbetagte
In Oberösterreich wies die offizielle Statistik am Samstag fünf Corona-Todesfälle aus. Das Auffallende daran ist, in vier Fällen handelte es sich dabei um hochbetagte Menschen mit Vorerkrankungen. Für diese steigt mit der Corona-Ausbreitung die Gefahr. Der fünfte Todesfall betraf eine 51-jährige Frau aus dem Bezirk Grieskirchen, die ebenfalls bereits mit Vorerkrankungen zu kämpfen hatte.
Kopfweh bereiten den Verantwortlichen in der Landespolitik und im Krisenstab zwei weitere Entwicklungen. Die Situation in den Krankenhäusern wird bereits als "angespannt" beschrieben. Unmittelbare Konsequenz ist, dass planbare Operationen ab sofort verschoben werden, betroffene Patienten werden darüber von den Spitälern informiert. Damit soll einer weiteren Überlastung der Krankenhäuser bei einer erneuten Zunahme der Corona-Fälle vorgebeugt werden. Zu denken gibt außerdem der Umstand, dass 84 Alten- und Pflegeheime von Corona-Fällen betroffen sind. Dabei hält sich die Zahl der infizierten Mitarbeiter mit 341 mit der Zahl der betroffenen 352 Heimbewohner beinahe die Waage.