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Kontroversiell kommentiert wurde am Mittwoch die Entscheidung des ÖIAG-Privatisierungsausschusses vom Vortag, den 34,7-%-Staatsanteil der voestalpine rasch und vollständig über die Börse zu verkaufen: Während Betriebsrat, SPÖ und Grüne von "Ausverkauf" sprachen, waren die Reaktionen aus der Wirtschaft positiv - selbst Frank Stronachs Sprecher nannte die gewählte Vorgangsweise "transparent, nachvollziehbar und offen"; Magna sei aber "kein Hauptinteressent".
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Sehr wohl deklarierter Interessent ist der Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank (RLB) Oberösterreich, Ludwig Scharinger. Er bezeichnete den ÖIAG-Entschluss, zur Gänze über die Börse zu privatisieren, als "die gescheiteste Entscheidung", alles andere wäre "schwierig" gewesen. Er ist sich "sicher", dass es auf diesem Weg auch gelingen werde, die Sperrminorität nach Oberösterreich zu holen. Seine Investorengruppe um RLB, die Landes-Hypos von Oberösterreich und Salzburg, die OÖ- Versicherung und die Generali-Gruppe, die schon zuletzt "immer, wenn es etwas zu kaufen gab, geboten und gekauft haben", würden auch bei der weiteren Privatisierung mitbieten.
Landeshauptmann Josef Pühringer betonte, "nicht wir haben das entschieden". Er habe der Regierung die Position des Landtags-Mehrheitsbeschlusses - die Sperrminorität sollte im öffentlichen Eigentum bleiben - klar gemacht, dem sei man aber nicht gefolgt. Nun müsse man "das Beste daraus machen". Ziel sei nach wie vor eine "starke österreichische/oberösterreichische Lösung". Aus Gesprächen mit Insidern habe sich ergeben, dass "zur Stunde" zirka 35 bis 40% der voestalpine-Aktien bereits in österreichischer Hand seien. SPÖ-Klubobmann Karl Frais warf dem Landeshauptmann hingegen vor, er lasse die voestalpine "im Stich". Vom ÖGB wird befürchtet, die Zerschlagung des oberösterreichischen Leitbetriebes wäre mit einem "Ausverkauf" der ÖIAG-Anteile über die Börse so gut wie besiegelt: "Österreichischen sowie internationalen Spekulanten wird die Tür geöffnet, das Ausschlachten kann beginnen". Mit einer Menschenkette von der Voest zum Linzer Landhaus soll am 4. September dagegen protestiert weren.
Eine "gute Lösung" sieht hingegen die Industriellenvereinigung im raschen Verkauf über die Börse: "Der Staat muss raus", sagte IV-Generalsekretär Lorenz Fritz am Mittwoch am Rande des Europäischen Forum Alpbach. Er geht davon aus, dass dadurch der Finanzplatz Wien und die "österreichische Komponente" in der voestalpine gestärkt werde.
Bis zur ÖIAG-Aufsichtsratssitzung am 5. September sollten Kleinanleger übrigens ihre Aktien behalten, empfehlen Analysten, der Kurs "sollte sich den von der ÖIAG angedeuteten 37 Euro annähern".
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