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Manche meinen ja, man könne gar nicht genug miteinander reden. Dadurch kommen ja bekanntlich die Leute zusammen. Allerdings nicht im Fernsehen, wo Interviews und Konfrontationen in aller Regel nicht dem Überwinden von Meinungsverschiedenheiten, sondern zum Dokumentieren wenn nicht zum Zelebrieren derselben dienen. Und so begab es sich, dass der ORF wieder einmal alle Parteichefs zum Sommergespräch bat. Am Montag war als erster Frank Stronach an der Reihe. Das mag überraschen, hatte Stronach doch bereits vor langer Zeit bekundet, sich aus der Politik zurückzuziehen. Seltsamerweise sagte er im Sommergespräche wieder genau das: Seine Partei werde nicht mehr antreten. Das freilich war schon vorher klar gewesen, denn der kärgliche Rest der Abgeordneten, die sich noch nicht in eine andere Partei retten konnten, ist ein Schatten seiner selbst. Da ihnen Stronach schon länger Geld und Namen entzog, ist der Restbestand lediglich der Tatsache geschuldet, dass seit der Selbstdemontage der Partei bloß noch keine Wahlen stattgefunden haben, die die Mandate neu verteilten. Warum der ORF also sozusagen in einem Anfall von Korrektheit nun auch wieder Stronach geladen hat, der genau das sagte, was er immer sagt, bleibt ein Rätsel. Schließlich trifft der ORF andere Entscheidungen ja auch mit einer gewissen journalistischen Härte, durchaus zum Missfallen der Parteien. Der Anfall erwiesener Bravheit wird doch wohl nicht mit dem Faktum zusammenhängen, dass das Team Stronach noch immer im Stiftungsrat sitzt, der in drei Wochen einen neuen ORF-Chef wählt?