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Sanierung ist geplant, Gläubigern wird Quote von 20 Prozent in Aussicht gestellt.
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Wien/Graz. Der europäische Apfelmarkt leidet unter Überproduktion und Preisdruck. Das überraschend verhängte russische Handselsembargo für Lebensmittel aus Europa führte dazu, dass Länder, die zuvor Russland belieferten, nach neuen Absatzmärkten suchten. Dumpingpreise für Äpfel waren die Folge. Das wurde dem steirischen Obsthandelsunternehmen Steirerfrucht zum Verhängnis.
Das zu Raiffeisen gehörende Unternehmen ist in die Insolvenz geschlittert und hat seinen Vertragspartner und Auftraggeber Apfel-Land Fruchtlogistik mitgerissen. Es habe zuvor Gespräche mit mehreren "ernsthaften Interessenten" aus der Region gegeben, sagte Johannes Derler, Pressesprecher der Raiffeisen-Landesbank Steiermark. Letztlich sei aber kein abschlussreifes Angebot für die Steirerfrucht-Unternehmensgruppe vorgelegt worden.
Zu große Kapazitäten aufgebaut
Steirerfrucht, 1995 gegründet, ist der größte von sieben Vermarktungsbetrieben der Erzeugergemeinschaft "OPST", bekannt durch die Marke "frisch-saftig-steirisch". Für deren Geschäftsführer David Eibel kam die Insolvenz überraschend.
In den vergangenen Jahren habe Steirerfrucht viel investiert und Lagerkapazitäten aufgestockt, nur: "Ein Lager allein bringt zu wenig Geld." Man habe eigentlich damit gerechnet, dass es einen neuen Eigentümer geben werde, sagt Eibel im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
Über das Vermögen von Steirerfrucht und Apfel-Land wurde ein Sanierungsverfahren ohne Eigenverwaltung am Landesgericht Graz eröffnet, "um so der Obstwirtschaft dem derzeitigen Umfeld angepasste betriebliche Strukturen zu erhalten", heißt es beim Kreditschutzverband 1870.
Die beiden Unternehmen sind mit 8,8 Millionen beziehungsweise rund 10 Millionen Euro überschuldet. Insgesamt sind von den beiden Insolvenzen 113 Arbeitnehmer betroffen.
Die insgesamt 71 Gläubiger sollen binnen 24 Monaten ab Annahme des Sanierungsplans 20 Prozent der ausstehenden Zahlungen erhalten. Zum Insolvenzverwalter wurde der Grazer Rechtsanwalt Paul Wuntschek bestellt. Die erste Gläubigerversammlung findet am 17. März statt, und die Berichts- und Prüfungstagsatzung wurde für den 28. April anberaumt.
In Österreich gibt es rund 1900 Apfelanbaubetriebe, rund 1100 davon befinden sich in der Steiermark. 2014 wurden 226.000 Tonnen Tafeläpfel geerntet, davon rund 80 Prozent in der Steiermark. 2015 waren es 180.000 Tonnen. 50 Prozent der Äpfel werden exportiert, in erster Linie in Länder der EU. Bei der Steirerfrucht lagern derzeit rund 16.000 Tonnen Äpfel, sagt Eibel.