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Ochlobystin: monarchistisch, nationalistisch, links und mehr

Von Alexander U. Mathé

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Der Star einer beliebten russischen Krankenhaus-Serie hat politische Ambitionen bis hin zum Präsidentenamt, ist dabei allerdings etwas konfus.


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Eigentlich ist Iwan Iwanowitsch Ochlobystin ja Schauspieler. Das heißt, ureigentlich ist er russisch-orthodoxer Priester. So richtig bekannt wurde er in Russland aber als Hauptdarsteller der beliebten Comedy-Serie "Interny", einer Art russischer Variante der US-Krankenhaus-Serie "Dr. House". Die beiden Tätigkeiten ließen sich nicht leicht vereinbaren, weshalb er von Patriarch Kyrill I. sozusagen beurlaubt wurde. Auch andere Ambitionen ließen sich schwerlich mit dem Priesteramt vereinbaren, etwa jene, nächstes Jahr bei den russischen Präsidentschaftswahlen kandidieren zu wollen.

Doch der Mann, der gerne hip und lässig mit John-Lennon-Brille auftritt, mag sich von keiner seiner Berufungen so richtig trennen. So hofft Ochlobystin bei seinen politischen Vorstößen auf die Unterstützung der Kirche. Dass er die erhalten wird, ist sich der 45-Jährige sicher: "Die Kirche hatte jahrzehntelang jene Konzepte, die ich präsentiere." Fraglich ist, ob das die Kirche auch so sieht.

Politisch bezeichnet sich Ochlobystin gerne als zarentreuen Monarchisten. In vielerlei Hinsicht geht seine Einstellung bis hin ins Bedenkliche. "Russland ist dazu geboren, Kriege zu führen", erklärte er etwa in einem Interview mit der "Moscow Times". "Wir werden eine neue Gesellschaft schaffen, eine große Familie und am Ende ein Imperium."

Inspiration für seine Thesen holte sich der Vater von sechs Kindern von der Nationalbolschewistischen Partei Russlands. Diese 2005 verbotene Partei gilt als offen nationalistisch bis hin zur Fremdenfeindlichkeit, sozialpopulistisch und antidemokratisch.

Schwer vorstellbar, dass die russisch-orthodoxe Kirche diese Einstellung unterstützt. Vielleicht ist Ochlobystin aber auch nie von seiner Filmrolle als Rasputin losgekommen, den er 2008 im Film "Zagowor" spielte.

Ein Jahr später drehte er den Film, der seine Laufbahn als Priester vorerst beenden sollte. Seine Rolle als Hofnarr von Iwan dem Schrecklichen im Film "Zar" sorgte in der Kirche für Empörung, was die anschließende Beurlaubung nach sich zog.

Der Weg zurück in die Kirche steht ihm offen. Immerhin hat er schon früh entgegen widrigen Umständen sein Bekenntnis zur Orthodoxie abgelegt. Seine Eltern (ein bei seiner Geburt 62-jähriger Chefarzt und dessen 19-jährige Studentin) waren überzeugte Kommunisten und Atheisten. Dennoch ließ er sich mit 15 taufen und mit 35 zum Priester ausbilden. Dass er ins Priesteramt zurückkehren möchte, hat Ochlobystin bereits erklärt. Die Frage ist, wann. Seine Absicht, Präsident zu werden, zog er letzten Monat zurück. Doch noch im Dezember wollte er seine eigene Partei "Doktrin 77" registrieren lassen.