Zum Hauptinhalt springen

Ode auf Nagl & Zidane

Von Reinhold Aumaier

Kommentare

Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 24 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Fast hätten sich ihre begnadeten Sololäufe gekreuzt. Jene des Ballzauberers Zinedine Zidane bei Portugal-Frankreich auf dem grünen Rasen in Brüssel und die des Klangzauberers Max Nagl im nächtlichen Stephansdom zu Wien. Einmal mehr konnte man in diesen (Medien-)Tagen erleben, wie wenig es schadet, wenn man sich da und dort möglichst gut auskennt und dadurch doppelt genießen kann. Der Musikfreund hatte montags dank Österreich 1 einen Feiertag. Um 19.30 Uhr brachte man die Wiedergabe eines Auftrittes von Max Nagl. Als Saxofonist, Komponist & Bandleader in Personalunion sorgte er mit seinen exquisiten Musikern und dem mehrteiligen Opus "Bockshorn" gleichsam spielend dafür, dass man dranblieb; ja sich wünschte, das Ganze möge nicht zu Ende gehen . . . es ist einfach zu schön. Der Mann, sagen wir es frei heraus, ist ein Genie. Hat man seinen künstlerischen Weg über längere Zeit hinweg verfolgt, ergibt sich dieses Vorurteil von selbst.

So auch der Fall des Zinedine Zidane. Was der, im Zenith seines Könnens angelangt, in diesen Tagen und Wochen als Ballartist und personifizierter Teamgeist via TV vor unsere Augen und in unsre jauchzenden Herzen gezaubert hat, war und ist Genie in Reinkultur.

Wie gesagt - beinahe hätte man beide Künstler im Einklang erlebt. Doch die mittlerweile zweite lange Nacht im Stephansdom unter dem wunderbaren Titel "Weiter Himmel - neue Erde" begann erst um 23 Uhr. Der gravierendste Unterschied zwischen Fußball da/Musik und Texte dort: Den Kick führte man sich natürlich ohne Nerven-Seeger zu Gemüte/aus dem Dom genoss man die wohltuende, leider nur noch selten zu hörende Radiostimme des durch das Programm führenden Hubert Gaisbauer.