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Odebrecht könnte den Weg für Fujimoris Tochter Keiko ebnen

Von Konstanze Walther

Politik

In Peru erreicht der Korruptionsskandal um eine brasilianische Baufirma auch Präsident Kucynski. Die Tochter des im Gefängnis sitzenden ehemaligen Machthabers Alberto Fujimoris, Keiko, könnte nach zwei erfolglosen Wahlkämpfen nun dem höchsten Amt ein Stück näher kommen.


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Lima. Ein brasilianischer Baukonzern erschüttert derzeit ganz Lateinamerika. Das Unternehmen Odebrecht hat bereits eingeräumt, seit 2001 in zwölf Ländern über 785 Millionen US-Dollar (665,48 Millionen Euro) an Bestechungsgeldern gezahlt zu haben. Firmenchef Marcelo Odebrecht wurde in Brasilien zu 19 Jahren Haft verurteilt. In Ecuador ist am Mittwoch Jorge Glas zu sechs Jahren Haft verurteilt worden - Glas wurde erst im August von seinem Amt als Vizepräsident suspendiert.

Nun haben die Aufdeckungen das benachbarte Andenland Peru eingeholt - und zwar das höchste Amt. Perus Präsident Pedro Pablo Kucynski wird vorgeworfen, ebenfalls in Schmiergeldzahlungen der Firma Odebrecht verwickelt worden zu sein. In seiner Zeit als Finanzminister (2001 bis 2006) hat Kucynskis Firma Westfield offenbar von den Brasilianern 800.000 US-Dollar erhalten.

Kucynski beteuert seine Unschuld. Er wäre damals von Management-Entscheidungen freigestellt gewesen und werde jetzt sicher nicht zurücktreten.

Doch die Opposition wittert Morgenluft. Konkret jene Parlamentspartei, die mit 73 von 130 Sitzen die absolute Mehrheit hat, die Fuerza Popular mit ihrer prominenten Vorsitzenden Keiko Fujimori. 90 Prozent der Parteimitglieder der Fuerza Popular wären derzeit für einen Rücktritt Kucynskis, ließ die Partei wissen.

Größe von Fujimoris Partei maßgeblich bei Amtsenthebung

Um einen Präsidenten in Peru des Amtes zu entheben, braucht es nur 87 Stimmen (in Peru herrscht ein Ein-Kammern-System). Die Gründe für eine Amtsenthebung werden von der peruanischen Verfassung weit gefasst: Wenn das Parlament befindet, der Präsident sei moralisch oder physisch bei der Ausübung des Präsidentenamtes behindert.

In Peru geht man davon aus, dass, sollte der 78-jährige Kucynski des Amtes enthoben werden, bald Neuwahlen ausgerufen werden. Und hier könnte nun Keiko Fujimoris Stunde schlagen. Sie hat es bereits zweimal versucht. 2011 und 2016 kam sie immer bis in die Stichwahl ums Präsidentenamt. Ihre Partei stellt die absolute Mehrheit im Parlament. Das einzige, was sie behindert, ist ihr Name: Keiko ist die Tochter von Alberto Fujimori - jenem Machthaber, der derzeit eine 25-jährige Haftstrafe wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit absitzt. Er hat in seiner Zeit an der Spitze von Peru (1990 bis 2000) Todesschwadronen durch die Anden geschickt, um sowohl die Terroristen des Leuchtenden Pfades sowie vermeintliche Kollaborateure - nämlich die indigene Bevölkerung - zu vernichten.

Da in Peru sich schon bei den vergangenen Wahlen keine neue politische Hoffnung abgezeichnet hatte, könnte es gut sein, dass das einzige bekannte Gesicht - Keiko Fujimori - diesmal die Wahl für sich entscheidet.