Potential begrenzt, verteuert Nahrung, schädigt Umwelt. | Wien/Paris. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) warnt vor Subventionen für Bio-Treibstoffe wie etwa Ethanol oder Biodiesel. Eine Marktverzerrung zugunsten dieser alternativen Energie-Formen führe zu steigenden Nahrungsmittelpreisen und zur Zerstörung von natürlichen Lebensräumen, ohne große Auswirkungen auf den Klimaschutz zu haben, so die Organisation in einem internen Arbeitspapier.
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Laut dem Papier hätten Bio-Treibstoffe lediglich das Potential, die weltweiten Treibhaus-Emissionen im Energie-Bereich um drei Prozent zu senken.
Tausende Dollar
Diese Senkung käme die Konsumenten allerdings sehr teuer: Beim gegenwärtigen Subventions-Niveau kostet die Einsparung von einer Tonne CO 2 durch Bio-Treibstoffe in den USA 545 Dollar pro Tonne, in Europa zwischen 590 und 4520 Dollar. Zum Vergleich: Der Preis für ein Zertifikat, das zum Austoss einer Tonne CO 2 im Jahr 2008 berechtigt, liegt derzeit an den Strombörsen bei etwa 20 Euro.
Abgesehen davon könnte die Subvention von Bio-Treibstoffen selbst die Umwelt schädigen: "Solange Umweltkosten nicht korrekt eingepreist sind, existieren starke Anreize, natürliche Öko-Systeme wie etwa Wälder, Feuchtgebiete und Wiesen durch Anbaugebiete für Energie-Pflanzen zu ersetzen", heißt es in dem Papier.
Die OECD empfiehlt, sämtliche Förderungen für Bio-Treibstoffe auslaufen zu lassen und stattdessen technologieneutrale CO 2 -Steuern einzuheben.
Allerdings hebt die OECD auch hervor, dass derzeit drei Arten der Bio-Treibstoff-Produktion sehr wohl Emissionen massiv senken können. Es ist dies die Herstellung von Ethanol aus Zuckerrohr, wie sie in Brasilien praktiziert wird, die Produktion von Ethanol aus Nebenprodukten der Papier-Industrie (vor allem in Schweden und der Schweiz) und die Produktion von Bio-Diesel aus Tierfetten und gebrauchtem Speise-Öl.
Das Potential dieser drei Technologien wird aber durch Einfuhr-Zölle auf Ethanol begrenzt, meint die OECD. Die meisten Staaten sehen Bio-Treibstoff-Förderungen hauptsächlich als Subventionen für die eigene Landwirtschaft. In Europa und den USA könnten Bio-Treibstoffe aber klimabedingt niemals so effizient produziert werden wie in tropischen Ländern.