Optimistisch geht die Oesterreichische Nationalbank (OeNB) in das kommende Jahr: "Der Aufschwung kommt" betitelte die OeNB ihre gestrige Präsentation der Konjunkturprognose vom 3. Quartal 2003 bis Ende 2005. "Das zunehmende Vertrauen in die Wirtschaft bildet die Basis für den Aufschwung", erklärte Josef Christl, Mitglied des Direktoriums der OeNB.
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Für dieses Jahr erwartet die OeNB ein Wachstum von 0,9%. Im kommenden Jahr prognostizieren die Wirtschaftsexperten ein Plus von 1,4%, für 2005 2,5%. Der Wirtschaftsaufschwung wird nicht unwesentlich von den Konsumausgaben geprägt. Nach einer schwachen Entwicklung der realen Haushaltseinkommen aufgrund der Arbeitsmarktlage in diesem Jahr werden die Haushaltseinkommen 2004 stärker zunehmen und 2005 "kräftig steigen" - und somit wird sowohl die Sparquote ansteigen als auch der Konsum "kräftig wachsen". "In den vergangenen zwei Jahren war die Netto-Auslandsnachfrage gut, die Inlandsnachfrage dafür schwach. Nun hat sich die Situation gedreht", sagte Christl. Der Konsum sei über die gesamte Periode hinweg stabil gewesen, positiv hinzu komme nun, dass die Investitionsnachfrage anspringe, so Christl.
Peter Mooslechner, Direktor der Hauptabteilung Volkswirtschaft, sieht in den Investionen die "treibende Kraft" beim Aufschwung. Nach zwei Jahren von Investitionsengpässen gebe es nun einerseits Nachholbedarf, andererseits seien die Rahmenbedingungen - Stichwort: niedrige Zinsen - günstig. Auch der generelle Aufschwung im Welthandel liefere Investitionsbedarf. Das historisch niedrigste Leitzins-Niveau im Euroraum (2%) bringt laut OeNB-Gouverneuer Klaus Liebscher Finanzierungsverbesserungen. Derzeit belaufen sich die kurzfristigen Realzinsen auf "praktisch Null". Der leichte Anstieg bei den langfristigen Zinsen auf 2,35% hindere das Wachstum nicht. Das aktuelle Zinsniveau und das Preisniveau seien "angemessen" und werden "auch so empfunden", so Liebscher.
Steuerreform: Diskussion
Während die erste Etappe der Steuerreform in die Wirtschaftsprognose eingerechnet ist, wurde die zweite Etappe - 2,5 Mrd. Euro ab 2005 - ausgeklammert, weil die Experten die Steuermaßnahmen nicht kennen würden, sagte Liebscher. Christl beurteilt die Teilfinanzierung über ein Anwachsen des Budgetdefizits 2005 auf 1,5% als "im Rahmen des Stabilitäts- und Wachstumspakts". Liebscher wollte dies relativieren: "Eine Steuersenkung ist absolut zu begrüßen, sie sollte aber aus unserer Sicht ausgabenseitig 'gegenfinanziert' werden." Sollte die Regierung andere Maßnahmen ergreifen, habe er das zu akzeptieren, so Liebscher.
Arbeitslosenrate sinkt
Gute Nachrichten hat die Nationalbank für den Arbeitsmarkt. "Im 1. Quartal 2004 sollte der Höhepunkt bei der Arbeitslosenrate laut Eurostat mit 4,5% erreicht werden. Dann wird sie nach unserer Prognose auf 4,1% im 4. Quartal 2005 sinken", sagte Christl und kommentierte: "Wir beobachten hier ein typisches Phänomen: Der Arbeitsmarkt hinkt der Realwirtschaft nach." Der typische Verzögerungszeitraum belaufe sich auf etwa ein halbes Jahr.