Nachdem seit einiger Zeit verschiedene Vertrauens- und Stimmungsindizes wieder nach oben zeigen, deuten es auch die "hard facts" an: Mit der Konjunktur geht es langsam wieder bergauf. "Der vorsichtige Optimismus hat sich bestätigt", sagte am Donnerstag Josef Christl, Mitglied im Direktorium der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB).
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Es werde allerdings "kein wahnsinnig dynamischer" Aufschwung kommen, sagte Christl, der am 1. September 2003 in die OeNB übersiedelt ist. Zuvor war er als Volkswirt im Kabinett von Finanzminister Karl-Heinz Grasser tätig.
Die Nationalbank erwartet für das 4. Quartal 2003 in Österreich ein moderates Wirtschaftswachstum von 0,4%, nach 0,3% im 3. Quartal. Im Gesamtjahr wird ein Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,9% prognostiziert, das sind um 0,2 Prozentpunkte mehr als in der Frühjahrsprognose der OeNB. Das leicht stärkere Wachstum werde von der Inlandsnachfrage getragen, erläuterte Christl. In den Branchen Handel, Fremdenverkehr und Bau (insbesondere Tiefbau) zeichne sich eine positive Entwicklung ab. Am Arbeitsmarkt sei hingegen bis Mitte 2004 keine Entspannung zu erwarten.
Der private Konsum werde durch die niedrige Inflation stimuliert, sagte Christl. Anfang des Jahres werde es allerdings bei den Verbraucherpreisen wegen der Erhöhung der Mineralölsteuer (MÖSt) einen Sprung nach oben geben.
"Wir befinden uns nicht in einer normalen Konjunkturphase", betonte Peter Mooslechner, Direktor der Hauptabteilung Volkswirtschaft in der OeNB. Die Weltwirtschaft sei in letzter Zeit einer Fülle von "exogenen Schocks" - dazu zählt die OeNB u.a. den Irakkrieg, den Einbruch der Aktienkurse sowie Bilanzskandale - ausgesetzt gewesen, und "alle Prognostiker haben sich geirrt."
Unsicherheitsfaktoren gibt es aber nach wie vor, so etwa die Wechselkursentwicklung des Euro zu Dollar und Yen. Eine Aufwertung des Euro zum Dollar um 10% koste den Euro-Raum knapp 1% reales Wirtschaftswachstum, rechnete Christl vor.
Ein weiteres Risiko sei die "Immobilienblase" in den USA. Das Preisniveau gelte als spekulativ erhöht. Eine aprupte starke Tieferbewertung würde sich negativ auf den privaten Konsum und die Investitionen in den USA auswirken und die Konjunktur belasten.