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Öfter krank als Deutsche?

Von Christine Zeiner

Wirtschaft
Verschnupft im Büro. Foto: bb

Vergleich mit dem Nachbarland: Wie Äpfel und Birnen. | Wien/Berlin. Sind Deutsche gesünder als Österreicher? Oder fürchten sich Österreicher weniger, ihren Arbeitsplatz zu verlieren?


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In den vergangenen Tagen meldeten die zuständigen Stellen in Österreich und Deutschland "Rekordtiefs" bei den Krankenständen - soweit die Gemeinsamkeit. Der Unterschied liegt in der Anzahl der Tage: Im vergangenen Jahr verzeichnete der heimische Verband der Sozialversicherungsträger mit 11,6 Tagen den bisher tiefsten Wert in der Zweiten Republik. In Deutschland errechnete die Tageszeitung "Welt" nach Daten des Bundesgesundheitsministeriums 7,2 Arbeitstage, an denen im Durchschnitt Beschäftigte ihrem Betrieb fehlten.

Eine einheitliche Methode, auf welche Weise die Zahl der Krankenstände ermittelt wird, bieten weder das Europäische Statistische Amt Eurostat noch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, OECD. Doch ohne eine solche würden Äpfel mit Birnen verglichen: Manche Betriebe verlangen eine Krankschreibung schon mit dem ersten, andere erst mit dem dritten oder vierten Tag der Krankheit. Zudem wirken sich die unterschiedlich organisierten Gesundheitssysteme von Deutschland und Österreich auf den Vergleich aus. Denn in Deutschland wertet das Bundesgesundheitsamt zwar die Krankenstände der Mitglieder der gesetzlichen Krankenkassen aus, nicht aber jene der privaten.

Krank oder auf Urlaub

Ein Faktor dürfte für Österreich wie für Deutschland zutreffen: Die Wirtschaftslage wirkt sich auf die Krankenstands-Statistiken aus. "Angst vor Arbeitslosigkeit drückt Krankenstand auf Rekordtief", titelte die "Welt" kürzlich. Erst seit sich ab August die Situation auf dem Arbeitsmarkt wieder ein wenig entspannt habe, hätten die Krankenstände wieder zugenommen.

Ob Arbeitnehmer nun weniger oft mit Grippe im Büro sind, oder ob man in Zeiten besserer Konjunktur schlicht bei Wehwehchen eher zuhause bleibt, sei schwer zu sagen und liege wohl im Auge des Betrachters, meinen Arbeitsmarktexperten und Statistiker gegenüber der "Wiener Zeitung". Und auch das von Arbeitgebern gern vorgebrachte Argument, manche Beschäftigte gingen mit Krankenständen "schlampig" um, nähmen sich an Fenstertagen lieber Krankenstand als Urlaub, ließe sich nicht verifizieren.

Unbestritten ist laut Hauptverband, dass sich die Gründe für Krankenstände ändern: Ausfälle aufgrund psychiatrischer Krankheiten - zu denen Alkoholismus zählt - steigen.