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ÖGB-Delegierte auf Mitgliederwerbetour

Von Brigitte Pechar

Politik

Wenig interne Kritik beim Reform-Bundeskongress des ÖGB. | Hundstorfer rechnet mit weiteren Fusionen. | Wien. Der 16. ÖGB-Bundes kongress ist am Dienstag mit der Diskussion und der Beschlussfassung des Reformantrages fortgesetzt worden. Heute, Mittwoch, stellt sich Rudolf Hundstorfer der Wahl zum Präsidenten. Auf Spekulationen, wie viel Zustimmung er von den mehr als 300 Delegierten bekommen wird, wollte sich Hundstorfer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" nicht einlassen.


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Die Zustimmung der Christgewerkschafter (FCG) scheint ihm aber - wie natürlich jene der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG) - sicher zu sein. Der neue FCG-Chef Norbert Schnedl (GÖD) wie auch der alte Karl Klein (GPA) versichern Hundstorfer ihrer Zustimmung. Er habe "die Scherben weggeräumt und ist jetzt unverzichtbar für den ÖGB", sagte Klein. Dennoch werde es notwendig sein, neue Leute aufzubauen. "Wir haben im ÖGB die berühmte zweite Reihe nicht", erklärte Klein. Auch Schnedl wird Hundstorfer wählen und wird das auch der FCG empfehlen. Schnedl selbst wird heute - wie auch Renate Csörgits- zum Vizepräsidenten gewählt werden.

Persönliches Lob erhält Hundstorfer auch vom Unabhängigen Gewerkschafter Markus Koza. Der Präsident habe seine Sache bisher gut gemacht. Dennoch werde er ihn nicht wählen, weil Hundstorfer noch immer im SPÖ-Präsidium sei und das dem Unabhängigkeitsgedanken der Gewerkschaft widerspreche. Ähnlich argumentiert auch Hermann Dworczak (GPA), Mitglied einer neuen überfraktionellen Initiative. Er wünscht sich, dass der ÖGB seine Unabhängigkeit von jeder Regierung unter Beweis stellt. Dworczak sieht auch im Reformantrag "keine historischen Weichenstellungen - von einzelnen netten Farbtupfern abgesehen, ist das die Fortsetzung des Gehabten".

Anders beurteilt das die frühere GPA-Chefin und Sozialministerin Eleonore Hostasch: "Aus der Situation heraus ist das Beste gemacht worden. Wenn man vom ÖGB die große Revolution erwartet hat, dann geht man von einer falschen Erwartungshaltung aus." Für Hostasch ist das Tempo der Reform "nicht unbeträchtlich". Wenn man den ÖGB kenne, wisse man, was alleine die Durchsetzung einer Frauenquote bedeute.

Hundstorfer bewertete die Stimmung als "relativ ruhig". Die Delegierten bat Hundstorfer um "Unterstützung beim Bau des ÖGB neu". Man müsse nun die Reformziele mit Leben füllen. "Wir können nur noch aufräumen, sanieren, die Zukunft verändern." Da erwartet sich der Präsident, dass es "bald" nur noch sechs Gewerkschaften gibt, obwohl das Statut noch neun vorsieht. 1945 hat der ÖGB mit 16 Teilgewerkschaften begonnen.

"Nahezu schuldenfrei"

Allerdings ist der Schuldenstand noch immer ungewiss, wie ÖGB-Finanzchef Clemens Schneider festhielt. Er konnte nur sagen, dass der ÖGB "nahezu schuldenfrei" ist. Die Mitgliedsbeiträge würden in Zukunft die alleinige Finanzierung der Gewerkschaft sein. Aber auch so sollte es möglich sein, wieder einen Streikfonds aufzubauen. Der frühere Vorstand wurde trotz Debatten mit 14 Gegenstimmen und 20 Enthaltungen von mehr als 300 Delegierten entlastet - mit zwei Ausnahmen: Ex-Präsident Fritz Verzetnitsch und Ex-Finanzchef Günter Weninger.

Weil die Mitgliedsbeiträge so wichtig sind, stellt Hundstorfer den rund 1000 Kongress-Teilnehmern eine Fleißaufgabe: Jeder und jede solle bis Freitag ein Mitglied werben. Bei einem durchschnittlichen Beitrag von 15 Euro pro Monat wären das 180.000 Euro im Jahr Mehreinnahmen.

+++ Die neuen ÖGB-Gremien

ÖGB-Vorstand

Präsident:

Rudolf Hundstorfer

Vizepräsidentin:

Renate Csörgits

Vizepräsident (FCG):

Norbert Schnedl

Mitglieder:

Alfred Artmäuer

Erich Foglar

Gerhard Fritz

Alfred Gajdosik

Christine Gubitzer

Christine Haager

Wilhelm Haberzettl

Johann Holper

Rudolf Kaske

Wolfgang Katzian

Lisa Langbein

Christian Meidlinger

Jürgen Michlmayr

Fritz Neugebauer

Erika Nussgraber-Schnabl

Dwora Stein

Elisabeth Vondrasek

Kontrollkommission

Martina Gerharter

Peter Grusch

Karl Kaiser

Reinhold Pflügl

Lilian Stadler

Erich Steinacher

Manfred Wiedner

Ersatz

Anita Kainz

Klaus Platzer

Reinhold Prinz

Hans Sturmer