Der Gewerkschaftsbund holt zum Gegenschlag aus.
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Wien. Der Gewerkschaftspräsident beschwor zu Beginn die Vergangenheit. Auf den Tag genau vor 60 Jahren am 18. September 1958 haben Bergleute im steirischen Köflach im Kampf um die 45-Stunden-Woche für eine Stunde die Arbeit niedergelegt. 1959 gab es die 45-Stunden-Woche im Kollektivvertrag als Etappe zur 40-Stunden-Woche.
"Wir lassen uns nicht auseinander dividieren, wir leben Solidarität", donnerte ÖGB-Chef Wolfgang Katzian kurzärmelig-hemdsärmelig bei diesen Erinnerungen vom Podium den rund 900 Gewerkschaftern entgegen. Dienstagvormittag hatte der ÖGB zur bundesweiten Konferenz geladen, um eine harte, einheitliche Linie für die Kollektiv- und Lohnverhandlungen in allen Branchen im Herbst einzuzementieren. Schauplatz: die Metastadt, eine alte Fabrikshalle in Wien-Donaustadt. Das Motto: "Miteinander weiterkämpfen".
Weil die Regierung Gewerkschaft und Arbeiterkammer ohne Einbindung das neue Arbeitszeitgesetz ab 1. September vorgegeben hat, wollen die Gewerkschafter Verbesserungen für Beschäftigte nun bei den Kollektivvertragsverhandlungen wie eine Vier-Tage-Woche im Gegenzug durchboxen. Katzian ist schon ganz im Kampfmodus. "Für ein Kasperltheater mit schönen Bildern sind wir nicht zu haben", warnt er die Bundesrregierung" vor dem Job-Gipfel am morgigen Mittwoch. Er fürchtet strengere Zumutbarkeitsbestimmungen für Arbeitslose und ein Abdrängen in die Mindestsicherung.
Vier-Tage-Woche ("blede G‘schicht, steht net im Gesetz") Rücksicht auf die Gesundheit der Arbeitnehmer, verlangt der Gewerkschaftsboss. Verschlechterungen, die nicht eindeutig verboten seien, erteilt er von vorne herein eine Absage: "Was das Gesetz nicht verbietet, das verbietet der Anstand."
Die Metallervertreter sehen sich als "Schneepflug"
Den Auftakt der Lohnrunde machen die Metallergewerkschafter am Donnerstag. Deren Vorsitzender, Rainer Wimmer, gibt anschließend die vielbeklatschte Parole aus: "Wir san der Schneepflug, der vorn eini fährt. Und ihr seid‘s die, die hinten nachschieben."
Jeweils in Dreierrunden kommen die Teilgewerkschaften von den Eisenbahnern bis zu den Bauarbeitern und zu den Gewerkschafterinnen zu Wort. Das klingt so wie Vida-Chef Roman Hebenstreit von den Eisenbahnern: "Holen wir uns zruck, was sie und genommen haben - und zwar mit aller Kraft!" Oder von der neuen Chefin der Privatangestelltengwerkschaft, Barbara Teiber: "Unverschämte Arbeitgeber sind jetzt noch unverschämter." Ein Schönheitsfehler ist, der einzige schwarze Teilgewerkschaftschef Beamtenvertreter Norbert Schnedl ist verhindert und muss sich vertreten lassen.
Forderungskatalog an die Arbeitgeber
Am Ende ist schließlich ein gemeinsames Papier als Forderungskatalog an die Arbeitgeberverhandler an der Reihe. Der Leitende ÖGB-Sekretär Bernhard Achitz trägt die zentralen Anliegen vor. Die Palette reicht dabei von kürzerer Arbeitszeit mit der Dauerforderung nach einer sechsten Urlaubswoche für alle Arbeitnehmer und einem Rechtsanspruch auf Vier-Tage-Woche und auf Altersteilzeit sowie Bildungskarenz bis zu mehr Mitbestimmung der Mitarbeiter, etwa bei Gleitzeit.
Weitere Forderungen: 1700 Euro Mindestlohn, verpflichtende Zeitzuschläge bei Arbeit am Abend und an Samstagen, Nachholen von Feiertagen, die auf Sonntage fallen, zusätzliche Pausen bei Arbeitstagen mit mehr als zehn Stunden. "Mit dem ziehen wir jetzt in die Verhandlungen", versichert Achitz, bevor Betriebsräte von den Problemen in der Praxis berichten.