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ÖGB-Rad dreht sich weiter

Von Brigitte Pechar

Analysen

Nürnberger erzeugt mit Rückzug Druck für Reformen. | Die schwere Krise des ÖGB nützte nun einer der mächtigsten Gewerkschafter, Rudolf Nürnberger, für seinen Rückzug. Er begründete seinen Schritt mit einer notwendigen Totalreform, die besser von Jüngeren vollzogen werden soll.


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Die schwere Krise des ÖGB nützte nun einer der mächtigsten Gewerkschafter, Rudolf Nürnberger, für seinen Rückzug. Er begründete seinen Schritt mit einer notwendigen Totalreform, die besser von Jüngeren vollzogen werden soll.

Das ist vermutlich nur ein Teil der Wahrheit. Es stimmt, dass Nürnberger schon seit längerem seinen Rückzug geplant hat - sein Mandat im Nationalrat hat er schon 2004 zurückgelegt. Dass dieser aber nun so abrupt ausfällt, hat sicher sehr viel mit den Vorgängen rund um die Bawag zu tun.

Da wurde im ÖGB an dem vermeintlich so mächtigen Mann, an dem 2000 die Neuauflage der großen Koalition gescheitert ist, einiges vorbei entschieden. Und man hört auch, dass der Metaller-Chef nicht nur einen Generationswechsel vornehmen wollte, sondern schlicht und ergreifend die Nase voll hatte.

Die Forderung nach einer Totalreform des ÖGB könnte auch Auswirkungen auf 2007 haben: Dann nämlich könnte der geschäftsführende ÖGB-Präsident Rudolf Hundstorfer unter Druck kommen.

Während Nürnberger sein Haus geordnet an seinen logischen Nachfolger Erich Foglar übergibt, hat er - zumindest offiziell - keinen Nachfolger als Vorsitzender der Fraktion Sozialdemokratischer Gewerkschafter (FSG). Auch hier könnte eine Entscheidung sehr rasch fallen. Schon im nächsten FSG-Präsidium, das spätestens Anfang Mai tagt, könnte eine Vorentscheidung getroffen werden. In Frage kommen die schon bisher als Kandidaten für die Funktion des ÖGB-Präsidenten gehandelten Personen: Wilhelm Haberzettl (Eisenbahner), Wolfgang Katzian (GPA), Rudolf Kaske (Vida) und Franz Bittner (Druck, Journalismus, Papier DJP).

Derzeit scheint alles auf Haberzettl zuzusteuern. Immerhin hat er von den Genannten den höchsten Bekanntheitsgrad und bei Funktionären, Betriebsräten und Basis ein hohes Maß an Akzeptanz. Dagegen spricht, dass sich Haberzettl in jüngster Zeit nicht sehr positiv über Nürnberger selbst und die SPÖ geäußert hat.

Für die SPÖ wäre sicherlich Katzian der Berechenbarere. Er hat auch schon das Nationalratsmandat von Fritz Verzetnitsch übernommen. Wenn er Kritik übt, tut er das intern.

Sicher ist, dass im ÖGB kein Stein auf dem anderen bleiben wird.