)
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 7 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Einmal hat sich Peter Rapp seinen Bart abrasiert. Das war ein Schock. Eine verwirrte Nation starrte in eine bunte Show-Dekoration. Da war nur ein kinnnackter Mann, der einem leise bekannt vorkam. Keine Spur von Peter Rapp. Gegen dieses Trauma ist das, womit die Briten gerade zu kämpfen haben, eine Nichtigkeit. Die Science-Fiction-Serie "Doctor Who" wird in Großbritannien als Kult verehrt. Sie handelt von einem Außerirdischen vom Planeten der Timelords, der in Menschengestalt Abenteuer mit einer Zeitmaschine erlebt. Wenn der Doctor seine Menschenhülle zu sehr strapaziert, kann er sich regenerieren. Und kommt in einer neuen Gestalt daher. Zwölf Mal war diese Gestalt ein Mann. In Zukunft wird sie eine Frau sein.
Viele Fans sind brüskiert. Wie taktlos von der BBC, einfach ihre Lieblingsserie zu ruinieren, indem nun eine Frau, bekanntlich das urunfähige Geschlecht, die Hauptrolle spielt. Andere konterten ironisch: "Stimmt, womöglich werden dann auch im echten Leben noch Frauen Doktoren!" Einer brachte die Engstirnigkeit so auf den Punkt: "An alle Sexisten, die sich über Dr. Who beschweren: Ihr seid nicht die Zielgruppe. Die Serie will Kinder mit dem Geist von Erwachsenen ansprechen, nicht umgekehrt."
Dass die Unterhaltungskultur mehr weibliche tragende Figuren braucht, ist Fakt. In Zeiten wie diesen wäre es fast schon fahrlässig, bei einer Erzählung, in der sogar expressis verbis erwähnt wird, dass die Form nicht geschlechtsabhängig ist, nicht entsprechend umzusatteln. Für alle, die das schon schlimm finden, ist das jedenfalls eine gute Übung: für dann, wenn der erste weibliche James Bond präsentiert wird.