Zum Hauptinhalt springen

Oh mein Gott ist der Guth!

Von Ina Weber

Kommentare

Unter "neue ORF-Premiere" fand sich am Mittwoch eine Folge der Serie "Alpenklinik" mit dem Namen "Liebe heilt Wunden". Jetzt ist klar, dass jede Pilcher, jeder Titel, bei dem das Wort Liebe vorkommt oder - in Österreich - die "Alpen", kein hochgeistiges Werk sein kann. Doch diese Folge der "Alpenklinik" schoss jeden Seifenoper-Vogel ab. Es geht gar nicht anders als dass die Serien-Macher der deutsch-österreichischen Produktion ihre Köpfe zusammengesteckt haben müssen. Sie wiegen ihre Köpfe, schauen sich an: Mhm, geht das noch durch? Sollen wir die Folge löschen? Oder schluckt das - ach so dämliche - Publikum nicht eh alles?


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Seifenopern entstanden aufgrund der Tatsache, dass Waschmittelkonzerne für ihre Produkte werben wollten und ein dem Hausfräulein genehmes Umfeld schaffen wollten. Denn es waren nun mal die Hausfrauen, die Mitte der Fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts (!) Seifenwaren einkauften. Sinn der Sache war demnach die Werbung, die Serien-Oper war Verpackung. Jetzt hat der ORF das Problem, dass er leider mit Werbung nicht unterbrechen darf. Wozu dann so ein Umfeld schaffen? Jede Lena, Anna, Bianca, Tessa wird zur Burgschauspielerin angesichts dessen, was der ORF an diesem Abend lieferte. Jeder Sturm der Liebe zur hohen Schauspielkunst. Entseelt wandelten die Protagonisten durch die Räume der herrschaftlichen Alpenklinik. Dr. Daniel Guth (Erol Sander), Gott in Weiß, den Tod einer Frau nimmt er persönlich. Eigentlich passieren ihm keine Fehler, deshalb muss er so tun als ob. Er konnte die Frau nicht retten. Sein Leben lang wird er Wiedergutmachung leisten an all den Menschen rund um ihn. Lieber ORF, gib uns einen Sinn, schalte Werbung!