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Ohne Biene sperrt die Kantine

Von Christina Böck

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Windeln und Wasser - das ist in etwa das, was übergeblieben ist. In Hannover hat ein Supermarkt einer Diskontkette diese Woche ein drastisches Experiment gestartet. Über Nacht wurden alle Regale leergeräumt, in denen Produkte stehen, die nicht mehr da wären, wenn es keine Bienen mehr gäbe. Die Obst- und Gemüseabteilung war naturgemäß weitgehend leer - ein paar selbstbestäubende Gemüsesorten haben die Razzia überlebt. Aber auch weniger Naheliegendes war verschwunden: Die Tiefkühlregale etwa waren schütter belegt. In einer Tiefkühlpizza ist Sonnenblumenöl, und die Sonnenblume braucht die Biene. Kaffee und Kakao gibt es auch nicht. Nicht einmal Gummibärchen sind zu haben: Die werden einzeln mit Bienenwachs umhüllt, damit sie nicht aneinanderkleben. Ach, und Kleidung musste auch aussortiert werden: Baumwolle muss bestäubt werden. Ein Leben ohne Bienen ist also eher karg und kalt. Ein schwacher Trost ist da, dass es noch Wein und Bier gäbe - die Selbstbestäuber Traube und Hopfen reißen uns raus.

Dieser Augenöffner war verblüffender Umweltaktionismus von unerwarteter Seite. Es wäre schön, ließe der Handel den Aktionen Konkretes folgen, etwa eine noch stärkere Hinwendung zur Biolandwirtschaft. Und man könnte, als Superbonus, auch ausprobieren, wie so ein Supermarkt ohne Plastikverpackungen aussähe. Aber eines nach dem anderen. Oder, wie ein bekannter Bienerich namens Willi immer sagt: "Nicht so schnell, Maja, nicht so schnell . . ."