Sachsen-Anhalt wählt am Sonntag seinen Landtag. | Berlin. Am Sonntag könnte Angela Merkels CDU nach Nordrhein-Westfalen und Hamburg einen weiteren Landeschef verlieren. Denn dann wird in Sachsen-Anhalt der sechste Landtag seit der Wiedervereinigung gewählt. Rund zwei Millionen Bürger sind wahlberechtigt.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 13 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Seit 2006 regiert dort eine große Koalition aus CDU und SPD unter Ministerpräsident Wolfgang Böhmer (CDU). Der steht jedoch nicht mehr zur Wahl. Um seine Nachfolge bewirbt sich der bisherige Wirtschaftsminister, Reiner Haseloff (57), und er hat gute Chancen, als Erster aus dem Rennen hervorzugehen. Die Meinungsforscher sagen ihm ein Ergebnis von 32 Prozent voraus, was zwar um 4 Punkte hinter dem letzten CDU-Wahlergebnis liegt, aber immer noch einen Vorsprung von 8 Prozent vor seinen Herausforderern darstellt.
Und diese sind für Die Linke Wulf Gallert (47) und für die SPD Jens Bullerjahn (48), derzeit Finanzminister des Landes. Sowohl die mitregierende SPD als auch die oppositionelle Linke liegen derzeit in der Demoskopie mit 24 Prozent gleichauf. "Wir hoffen", sagt SPD-Sprecher Falko Grube, "diesmal auf Platz 2 zu landen". Immerhin hat die SPD in den letzten Monaten einen fast 10-prozentigen Rückstand zur PDS-Nachfolgerin aufgeholt.
Große Koalition?
Doch ob nun Zweiter oder Dritter - die SPD hat gut lachen: Ohne sie wird in Magdeburg nicht regiert werden können. Denn die CDU hat keinen anderen Koalitionspartner, so lange für sie Die Linke tabu bleibt. Die FDP "grundelt" bei fünf Prozent und muss um den Wiedereinzug in den Landtag bangen. Die Grünen könnten auf Grund der aktuellen Ereignisse in japanischen Kernkraftwerken nach 13 Jahren wieder die Fünf-Prozent-Hürde nehmen. Auch die NPD wird das voraussichtlich schaffen.
Für Schwarz-Gelb wird es also nicht reichen. Dann bleiben nur eine Große Koalition oder ein Linksbündnis zwischen SPD und Die Linke übrig. Die SPD hält sich diese Möglichkeit offen. Nur einen Ministerpräsidenten der Linken wolle man keinesfalls wählen.
Der Elektro-Ingenieur Bullerjahn und der Diplompädagoge Gallert sind zwar seit Jugendtagen befreundet und waren auch gemeinsam die Drahtzieher des "Magdeburger Modells", einer rot-grünen Regierungsallianz, die von 1994 bis 2002 unter Duldung der Linkspartei ein Minderheitskabinett bildete. Aber in diesem Wahlkampf gehen sie getrennte Wege. Gallert will den Wahlsieg und dann die SPD "aus der Position der Stärke" in eine Koalition zwingen.