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Vor einiger Zeit fragte Chefredakteur Andreas Unterberger völlig zu Recht: "Wer vertritt heute noch die Leistungseliten?" Nicht nur diese, "im Prinzip gute Frage" (Andreas Unterberger) blieb leider unbeantwortet, sondern auch die generelle Frage nach den "Eliten" überhaupt, die in unserer linksdralligen Zeit in Verruf geraten sind. Daher kann die Antwort aus der hoffnungslosen Sackgasse elitefeindlicher Gleichheitspopulisten nur zur Ausformung einer "neuen Elite", die nichts mit Rasse, Religion und Geburt, sondern ausschließlich mit der individuellen Leistung zu tun hat, führen.
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Alles beginnt bei der Bildung: "Halbbildung" heißt das Ziel der "fortschrittlichen" Bildungspolitik mit ihrer sinnlosen "Förderung" viertelgebildeter Halbanalphabeten. Die Abschaffung der Eingangsprüfungen für die Bildungsanstalten hat den verhängnisvollen Weg zu arbeitslosen Maturanten und Massenuniversitäten mit einer 50-prozentigen Abbruchrate geöffnet.
Die soziologische Gruppierung der "neuen Eliten" ist gar nicht so neu, doch es ist nützlich, uns diese in Erinnerung zu rufen:
* "Sein-Eliten" sind Einzelmenschen, die vor allem Freuds "Über-Ich" recht nahe kommen. Diese "sozial frei schwebenden" (Karl Mannheim) Intellektuellen bilden das Rückgrat dieser informellen Eliten, die meist allein werken, arbeiten und, wenn es sein muss, auch "kämpfen".
* "Soll-Eliten" schließen sich unter der harmonisierenden Einheit bestimmter Werke (Ideale, Lebenszielen etc.) zusammen. Mancherorts spielen sie aus macht-kosmetischen Gründen (Kaschieren ihrer tatsächlichen Potenz) eine entscheidende Rolle.
* "Sinn-Eliten" bilden formelle Gruppen, wobei "zweckrationelle Vereinigungen" (Max Weber) und Einflussgruppen an der jeweiligen Spitze stehen. In diesen Gruppen von Gleichgesinnten erhalten "Sein" (Leistung des Einzelnen) und "Soll" (Tarnung nach Außen) ihren wirklichen "Sinn" (Verwirklichung elitärer Ziele).
"Eliten sind Menschen, deren ständige Leistung zu dauerhaftem Erfolg für Leben und Natur führt." Die vier Hauptkriterien der Eliten - Leistung, Erfolg, Führung und Verantwortung - finden in unserer Gegenwart, im Übergang von der Industrie- zur Informationsgesellschaft, hervorragende Anwendungs- und Umsetzungsmöglichkeiten. Unsere postindustrielle Gesellschaft ist eine durch Information bestimmte und mit ihr gefüllte Sozietät geworden. Daher ist der Spezialist weniger gesucht und auch weniger wichtig als der Generalist.
Solange wir kein besseres als ein durch Sozialgesetzgebung gemildertes kapitalistisches System kennen, müssen wir an der Stabilität dieser pluralistischen Gesellschaftsordnung, vor allem mit Hilfe der "Neuen Eliten", mit dem Schlagwort "Viel für wenige statt wenig für viele", festhalten.
Peter Stiegnitz ist Soziologe, Publizist und em. Prof. der Universität Budapest.