Zum Hauptinhalt springen

Ohne Erbschaftssteuer drohen Milliardenverluste

Von Katharina Schmidt

Politik

Deutschland könnte Steuerabkommen mit Österreich kündigen. | Die Folge: Entgang von bis zu 1,5 Milliarden Euro an Kapitalertragssteuer. | Wien/Berlin. Die Abschaffung der Erbschaftssteuer könnte Österreich 1 bis 1,5 Milliarden Euro an Steuerverlusten bringen. Das erklärt der Linzer Steuerexperte Markus Achatz im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Grund ist ein Doppelbesteuerungsabkommen mit Deutschland: Wenn hierzulande die Erbschaftssteuer fällt, dann ist es laut Achatz sehr wahrscheinlich, dass Deutschland das Abkommen kündigt. Die Folge wäre, dass deutsche Bürger ihr Vermögen abziehen, das sie wegen des für sie günstigen Abkommens in Österreich geparkt haben. Denn ohne das Abkommen hat Deutschland den vollen Zugriff auf das Vermögen - die Betroffenen werden sich dementsprechend eine andere Steuerzuflucht suchen, sagt der Experte.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 17 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Und dann würde Österreich um die Kapitalertragssteuer für jene geschätzten 100 bis 150 Milliarden Euro, die Deutsche hierzulande angelegt haben, umfallen. Bisher hat man nur mit einem Entfall der Erbschaftssteuer-Einnahmen gerechnet; diese betrugen im Vorjahr 85,5 Millionen Euro.

Gusenbauer wirbt mit Abschaffung der Steuer

B etont zurückhaltend waren die Reaktionen in den beiden Finanzressorts: In Österreich hieß es, es liege kein Ansinnen Deutschlands vor, das Abkommen zu kündigen. Und im deutschen Finanzministerium will man "kein Öl ins Feuer gießen".

Unterdessen hat Kanzler Alfred Gusenbauer in Deutschland Werbung für die Abschaffung der österreichischen Erbschaftssteuer gemacht: In einem Interview mit der "Bild"-Zeitung bat er, "möglichst breit zu publizieren", dass es ab Mitte 2008 in Österreich keine Erbschaftssteuer mehr gibt. Die SPÖ hatte das Auslaufen der vom Verfassungsgericht aufgehobenen Steuer anfangs abgelehnt, konnte sich bei der ÖVP aber nicht durchsetzen.

Gusenbauer warb auch mit der Senkung der Körperschaftssteuer - eine Maßnahme, die von der Kanzlerpartei ebenfalls abgelehnt worden war.

Lesen Sie mehr