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Ohne Frauen wäre die Boku nicht, was sie heute ist

Von Gerhard Poschacher

Gastkommentare

100 Jahre Frauenstudium an der Universität für Bodenkultur.


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Als Konsequenz der Bauernbefreiung 1848 ordnete Kaiser Franz Joseph zur Intensivierung der Forschung und Lehre 1872 die Errichtung der Hochschule für Bodenkultur (Boku) in Wien an. Frauen war zu dieser Zeit das Studium an Universitäten untersagt. Die erste weibliche Absolventin, die im Wintersemester 1919/20 ihr Studium begann und 1922 erfolgreich mit einer Doktorarbeit anschloss, war Sophie de Rumenovic de Jezerane. Von den 11.000 Studierenden, davon viele aus Deutschland, sind 2020/21 bereits 51 Prozent Frauen. Im wissenschaftlichen Bereich sind 870 Damen beschäftigt, das sind 41 Prozent. In den vergangenen 15 Jahren haben sich 48 Frauen habilitiert und wurden zu Dozentinnen ernannt. Derzeit lehren 25 Professorinnen an der Boku.

1981 wurde Ingeborg Dirmhirn zur ersten Professorin berufen. Sie war eine Vollblutwissenschafterin und Pionierin auf dem Gebiet der Strahlenmessung. Mit Ingela Brunner wurde 2007 zum ersten Mal in der Geschichte der Boku eine Frau zur Rektorin gewählt, zu dieser Zeit war sie auch die einzige Universitätsrektorin in ganz Österreich. Zu den international bekanntesten Professorinnen zählt die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb, die 2005 als Wissenschafterin des Jahres in Österreich ausgezeichnet wurde und auch nach ihrer aktiven Lehr- und Forschungszeit eine gefragte Expertin für die Bundesregierung ist. Als Vizerektorin für die Lehre arbeitet Sabine Baumgartner an der Seite von Rektor Hubert Hasenauer, der betont, dass der Aufstieg der Boku von einer kleinen land- und forstwirtschaftlich geprägten Hochschule zu einer der führenden Universitäten für die Lehre und Forschung über die Lebensgrundlagen der Menschen ohne Engagement der Frauen im wissenschaftlichen Dienst nicht möglich gewesen wäre. In der Sonderpublikation "100 Jahre Frauenstudium an der Boku" wurde festgestellt, dass bei den Professorenstellen der Anteil der Frauen weiter erhöht werden soll.

Die steigende Anzahl von Frauen in verschiedensten Forschungs-, Lehr- und Ausbildungsstätten für die Land-und Forstwirtschaft zeigt sich auch in der bäuerlichen Praxis sowie bei der Tätigkeit in Verwaltung und Politik. Von den rund 106.200 Betrieben, die in Österreich im Förderungssystem registriert sind, werden bereits
31 Prozent von Frauen geleitet. Dieser Wert ist im europäischen Vergleich sehr hoch. Im Burgenland, in Niederösterreich, in Oberösterreich, in Salzburg und in der Steiermark sind ein Drittel oder mehr der hauptverantwortlichen Betriebsleiter weiblich. In den westlichen Bundesländern Vorarlberg und Tirol werden 20 beziehungsweise 17 Prozent der Betriebe von Frauen geführt.

Die Zahl der Betriebsleiterinnen steigt tendenziell mit zunehmendem Alter. In den Größenklassen bis 20 Hektar Landwirtschaftsfläche machen die Frauenbetriebe 36 Prozent aus, zwischen 20 und 30 Hektar sind es 27 Prozent, und bei den Betrieben von 50 bis 100 Hektar liegt die Frauenquote bei den Betriebsleiterinnen etwa bei 28 Prozent.