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Ohne Jesus kein Islam - Muslim sein im Advent

Von Abualwafa Mohammed

Gastkommentare
Abualwafa Mohammed ist promovierter Religionspädagoge und interkultureller Experte. Er steht für einen zeitgemäßen und europäischen Islam (www.abualwafa.at).
© privat

Menschen aller Weltanschauungen feiern Weihnachten. Der Advent könnte daran erinnern, dass Christen, Juden und Muslime viel mehr verbindet als trennt.


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"Friede sei mit mir an dem Tag, wo ich geboren bin, an dem Tag, wo ich sterbe und an dem Tag, wo ich wieder auferstanden werde."

Mit diesen Worten gibt der Koran das Wort Jesu und seine Botschaft des Friedens wieder (Sure 19, Vers 33). Die Geschichte der Ankunft Jesu ist ein besonderes, koranisches, ästhetisches Erlebnis und wurde in Sure 19 im Vergleich zu den anderen koranischen Geschichten ausführlich beschrieben. Die Sure hat den Namen "Maria, die Mutter Jesu". Maria ist die einzige Frau, die im Koran namentlich erwähnt wird, wobei viele Frauen im Koran vorkommen. Die Besonderheit, namentlich erwähnt zu sein, genießt nur sie.

Bei meinen christlichen Freunden und Dialogpartnern gibt es meist große Überraschung, wenn ich über die Suren zu Maria und Jesus (3 und 19) berichte und die Gemeinsamkeit zwischen den koranischen und den biblischen Erzählungen in Stil und Handlung erläutere. Der Advent und Weihnachten sind Zeiten vorbildhaften, menschlichen und humanistischen Erlebens, in denen Menschen zusammenkommen, in denen Nächstenliebe stärker gelebt wird. Die Herzen öffnen sich und stehen näher zueinander. Nicht zuletzt ist die feierliche Atmosphäre überall zu spüren. Nicht nur Christen feiern Weihnachten, sondern Menschen aller Weltanschauungen.

Die Geburt Jesu ist Glaubensinhalt des Islam. Im Koran heißt es: "Wir sandten Noah und Abraham [...] und ließen Jesus, den Sohn Marias, folgen und gaben ihm das Evangelium und pflanzten in die Herzen derer, die ihm folgten, Milde und Barmherzigkeit" (Sure 57, Verse 26 und 27). Jesus hat also auch im Islam einen hohen Stellenwert. Der Glaube an alle Propheten und Gesandten Gottes von Adam bis zu Muhammad, über Abraham, Moses, Jesus, uva. ist ein wichtiger und notwendiger Bestandteil des muslimischen Glaubens (Sure 2 Vers 285).

Der Advent könnte eine Gelegenheit sein, daran zu erinnern, dass Christen, Juden und Muslime weltweit im Wesentlichen an denselben Gott glauben und dass sie viel mehr verbindet als trennt. Es ist die Aufgabe der Theologen, Geistlichen und Intellektuellen in allen Weltanschauungen, dieses Verbindende zu lehren und über die abrahamitischen Religionen hinaus das Allgemeinmenschliche zu betonen.

Integration ist ein Prozess, und interreligiöse Aufklärungsarbeit kann dabei eine wichtige Rolle spielen. Als ich nach Österreich kam, war ich in meiner Funktion als Imam und Lehrer vor allem in der Adventzeit mit "primitiven" theologischen Fragen konfrontiert: "Darf man Weihnachten feiern?" - "Darf man Christen zu Weihnachten gratulieren?" - "Darf man als Muslim eine Kirche betreten?" (Übrigens lautet die Antwort, vereinfachend zusammengefasst, dreimal: "Ja.")

Heute stellen Muslime kaum noch Muslime solche Fragen. Eine zeitgemäße Theologie, die Lebensweltrealität und die offene Gesellschaft lassen solche Themen überholt erscheinen und lösen diese Fragen ganz lebenspraktisch. Viele Muslime genießen den Advent, sei es bei der Weihnachtsfeier in der Schule, mit Arbeitskollegen beim "Wichteln", während eines Spazierganges in den weihnachtlich geschmückten Straßen, oder sie beteiligen sich an karitativen Projekten. Mittlerweile gehört es zur Tradition vieler muslimischen Familien, Nachbarn, Freunde und Kollegen zu Weihnachten zu beschenken.

Der Advent ist eine Zeit des Brückenbauens, der Barmherzigkeit und der Liebe. Wenden wir uns einander zu und lassen wir die Liebe in unseren Herzen wachsen. Der Prophet Muhammad sagt: "Du bist erst gläubig, wenn du für deine Nächsten liebst, was du für dich selbst liebst." Das ist auch einer der Kernsätze der Bibel: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst."