Zum Hauptinhalt springen

Ohne Privatvorsorge droht die Altersarmut

Von Karl Leban aus Prag

Wirtschaft

Generali Österreich hält "eine Reihe von Pensionsreformen" für unabdingbar.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Prag. Es wird immer enger. Jahr für Jahr muss der Bund, der ohnehin knapp bei Kasse ist, zunehmend mehr Geld in das staatliche Pensionssystem pumpen, weil die Beiträge der Erwerbstätigen nicht ausreichen, das System zu finanzieren. Diese Mehrkosten drohen nun auszuufern, wenn nichts geschieht. Das heiße Thema Pensionen ist deshalb eines der zentralen bei den laufenden Koalitionsverhandlungen - vor allem auch im Hinblick auf das für 2016 angestrebte Nulldefizit.

Für Harald Steirer, Vorstandsmitglied der Generali Österreich, ist klar: "Die künftige Regierung muss in den nächsten Jahren eine Reihe von Pensionsreformen beschließen." Konkret kann sich der Versicherungsmanager eine Erhöhung des effektiven Pensionsantrittsalters vorstellen, aber auch eine Reduktion der Valorisierung bestehender Pensionen sowie Barrieren für die Berufsunfähigkeitspension.

Die Situation ist ernst: Ohne Gegensteuern werde der Bundesbeitrag zu den Pensionen von 6,8 Milliarden Euro (2010) bis 2035 auf das Dreifache klettern, so Steirer bei einem Presse-Briefing. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt wären das dann bereits 5 statt 2,5 Prozent.

Dass die staatliche Grundpension sinken werde, stehe auch angesichts der immer höheren Lebenserwartung außer Streit. "Denn immer mehr Pensionsempfänger bekommen für immer längere Zeiträume Leistungen", erklärt Steirer. Von 2010 bis 2035 werde der relative Anteil der von den Aktiven zu versorgenden Pensionisten um 30 Prozent steigen, die Zahl der Über-65-Jährigen gar um 60 Prozent.

Faktum ist: Die Lücke zwischen aktivem Erwerbseinkommen und Renteneinkommen in der Pension wird tendenziell immer größer. Gleichzeitig nimmt damit die Notwendigkeit privater Altersvorsorge zu. Für Kleinverdiener sei diese aber oft nicht leistbar, spricht Steirer das nächste Problem an. Hier müsse die Politik ebenfalls aktiv werden, um etwas für deren Entlastung zu tun. Aber auch Besserverdiener sollten gezielt zu privater Vorsorge animiert werden - zum Beispiel über steuerliche Anreize, so Generali-Österreich-Chef Peter Thirring.

Geht es nach ihm, führt am Ausbau der zweiten und dritten Pensionssäule, also der betrieblichen und der privaten Vorsorge, als Ergänzung zum staatlichen Vorsorgesystem kein Weg vorbei. Thirring: "Österreich hat da noch viel Aufholbedarf."

Problemfall Niedrigzinsen

Meist läuft die private Altersvorsorge über eine Lebensversicherung. Der Markt für dieses Produkt hat in den vergangenen Jahren jedoch deutlich an Schwung verloren. Im Geschäft mit Lebensversicherungen werde die Branche heuer jedenfalls nicht wachsen, schätzt Thirring. Einer der Gründe: Angesichts aktuell niedriger Zinsen geben die Österreicher ihr Geld eher aus, als es zur Seite zu legen. Seit geraumer Zeit ist die Sparquote rückläufig.

Mit dem tiefen Zinsniveau, das bereits seit Jahren besteht, haben auch die Versicherungen ihre liebe Not. Das Modell der Lebensversicherung selbst sei in Österreich aber keinesfalls gefährdet, betont Steirer stellvertretend für die Gesamtbranche. Der von der Finanzmarktaufsicht (FMA) vorgegebene höchstzulässige Zinssatz von 1,75 Prozent per anno sei "gut leistbar". Steirer: "Kein Unternehmen hat Probleme mit der Finanzierung, wir sind besser aufgestellt als die Anbieter in Deutschland."

Indes lässt die Branche - auch die Generali - kein gutes Haar an der von der FMA geplanten Novelle zur Gewinnbeteiligungsverordnung. Sie wird vorschreiben, dass die Dotierung der Zinszusatzrückstellung zur Gänze von den Versicherern zu tragen ist. Die Branche rechnet mit einer Belastung von mehreren hundert Millionen Euro. Gelten soll die Verordnung bereits fürs Geschäftsjahr 2013.