Viele Raucher wollen ihr Laster aufgeben, weil es dem Geldbeutel und nicht zuletzt auch der Gesundheit schadet. Doch wegen der drohenden Gewichtszunahme bleiben sie dem Tabak treu. Ein Rauchstopp lässt laut Experten zunächst tatsächlich die Speckröllchen anwachsen, was mit dem veränderten Stoffwechsel zusammenhängt. Doch mit Sport und ausgewogener Ernährung bringt man die Kilos wieder zum Purzeln.
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Nikotin steigere Grundumsatz, Blutdruck, Puls und Darmtätigkeit, erklärt Isabel Mühlen, Oberärztin an der Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten des Magdeburger Universitätsklinikums. Auch die Körperspannung nehme zu, so dass mehr Kalorien verbraucht werden könnten. Nach dem Rauchstopp arbeite der Körper wieder normal, was zumeist mit einer Gewichtzunahme verbunden sei.
Außerdem wirkt Nikotin auf das Wohlfühl- und Belohnungszentrum des Hirns, wie die Expertin weiter erklärt. In der Folge werden beim Rauchen Endorphine freigesetzt, im Volksmund als Wohlfühlhormone bezeichnet. Wenn die dann fehlen, greifen die Ex-Raucher zum Ersatz, statt des Glimmstängels belohnen sie sich beispielsweise mit Schokolade oder anderen Leckereien. Gefördert werde das zusätzlich durch das Geschmacksempfinden.
Wer mit dem Rauchen aufhört, bei dem verbessern sich angeblich die Geschmacks- und Geruchssinne, zudem werde das Hungergefühl nicht mehr durch das Nikotin gehemmt und der Appetit steige. "Wer jetzt nicht aufpasst, bei dem kommt es zur Suchtverlagerung von Nikotin auf Ernährung", warnt Isabel Mühlen.
Sie rät allen, die mit dem Laster Rauchen Schluss machen wollen, sich gründlich auf die letzte Zigarette vorzubereiten: Auf der einen Seite muss eine erhöhte Kalorienzufuhr verhindert und auf der anderen Seite der Kalorienverbrauch erhöht werden.
Vielen helfe dabei ein Ernährungsplan. Obst, Gemüse und Vollkornprodukte sollten dort ganz oben stehen und Süßigkeiten sowie fetthaltige Mahlzeiten möglichst vermieden werden. Zur Erhöhung des Kalorienverbrauchs dient Sport. Dass der Körper auch beim Laufen Glückshormone ausstößt, ist für Mühlen ein weiterer Vorteil. Etliche Raucher nutzen auch Entspannungsübungen, um von der Sucht loszukommen.
Nach den Erfahrungen der Ärztin verlieren die meisten Ex-Raucher oft die zwei bis fünf Kilogramm, die sie zunächst zugenommen haben, innerhalb von ein bis zwei Jahren. Wer zudem mit Nikotinersatzpräparaten entziehe, haben oft auch sein Gewicht besser im Griff, weil das Blut in stets abnehmender Dosis weiter mit Nikotin versorgt wird. In der Folge sei auch der Trieb, etwas zu essen, oft nicht so ausgeprägt.
Doch, schöne neue Welt: Im Jahr 2006 soll zudem eine Pille aus den USA auf den Markt kommen, die mit dem Wirkstoff Rimonabant sowohl das Verlangen nach Tabak als auch nach Essen dämpft, wie Mühlen berichtet.
Die Effektivität des Mittels habe eine US-Studie bereits gezeigt. Dabei erhielten 787 Freiwillige, die das Rauchen aufgeben wollten, entweder ein Scheinmedikament oder Rimonabant in zwei verschiedenen Dosierungen. Diejenigen, die das Mittel hoch dosiert einnahmen, waren nach zehn Wochen etwa doppelt so häufig abstinent wie die Kontrollgruppe. Zugleich hatten sie durchschnittlich 330 Gramm abgenommen. Jene, die das Scheinmedikament bekamen, nahmen dagegen im Schnitt 1,1 Kilo zu.