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Dokumentationen sind das Salz in der täglichen Fernseh-Suppe. Da kann der Zuseher seine "voyeuristische" Neigung so richtig ausleben, ganz gleich ob man Vorlieben für Störche, Kleingärten oder Pin-ups hat. Kleingärten-Fans mag der Rundgang durch die zerstörten Siedlungen, den "Am Schauplatz" am Dienstag (ORF 2, 22.30 Uhr) unternahm, zutiefst gekränkt haben. Es war nicht schön, die einstigen Idyllen in Baugruben verwandelt zu sehen.
Schönheit anderer Art bot die "Night-Watch"-Doku "Pin-ups - Traumfrauen an der Wand" (ORF 2, 23.05 Uhr). Die Geschichte der berühmtesten Cover-Girls wurde dem Zuseher nahe gebracht und sogar für ein männliches Pin-up (James Dean) wurden einige Minuten an Sendezeit aufgebracht. Das Erfreulichste an der ganzen Dokumentation: ohne Retuschen geht auch in der Welt der Hochglanzschönheiten gar nichts. Falten, Hautunreinheiten, Muttermale oder BH-Verschlüsse verschwinden am Bildschirm des Retuscheurs genauso wie anno dazumal Brustnippeln.
Vom "Nippelvernichter" war ebenso die Rede wie von den Styling-Vorschriften der Hollywood-Studios, denen sich die Schönen unterordnen mussten. Eine höchst merkwürdige Welt, bei der Authentizität nichts zählt. Die Dokumentation ließ die Scheinwelt bestehen, glorifizierte sie sogar ein wenig - kein kritisches Hinterfragen, kein Kratzen am Image. Als ob auch da ein Retuscheur erfolgreich Hand angelegt hätte.