BRZ ist zentrale IT-Drehscheibe für E-Government. | Marktanteil in der Bundesverwaltung beträgt 50 Prozent. | Wien . Grün, gelb, rot. Anhand dieser Farben ist der Status der einzelnen IT-Prozesse des Bundesrechenzentrums (BRZ) auf einem Bildschirm im Büro des Geschäftsführers gekennzeichnet. Solange die laufenden Verfahren grün umrandet sind, ist alles in Ordnung. Gelb bedeutet, dass Gefahr im Anflug und rot, dass bereits Feuer am Dach ist. Hunderte Verfahren sind derzeit für die öffentliche Verwaltung in Betrieb, erklärt Geschäftsführer Roland Jabkowski.
Das BRZ ist die zentrale IT-Drehscheibe für E-Government-Anwendungen hierzulande und steht in einem Naheverhältnis zum öffentlichen Sektor. 1997 wurde das Bundesrechnungsamt ausgegliedert und in das BRZ umgewandelt. Wie jedes andere heimische IT-Unternehmen muss sich das BRZ nun für ausgeschriebene Projekte des Bundes bewerben.
Mit einem Marktanteil von 50 bis 55 Prozent im Kernmarkt (Bundesverwaltung, Ministerien, nachgeordnete Dienststellen und ausgegliederte Unternehmen) ist das BRZ " der IT-Partner des Bundes", betont Jabkowski. Dieser Marktanteil soll bis 2010 auf 70 Prozent erhöht werden - bei gleich bleibendem Mitarbeiterstand. Ziel ist es, die einzelnen Verfahren so stabil und qualitativ hochwertig wie möglich zu liefern und die Produktivität zu steigern. Außerdem sollen das Generalunternehmer-Geschäft forciert und vermehrt externe Leistungen in Anspruch genommen werden.
"Wir sehen uns nicht als Konkurrenz zur österreichischen IT-Wirtschaft", meint der Geschäftsführer. Ganz im Gegenteil: Zwei Drittel des BRZ-Umsatzes gehen an heimische Unternehmen. IT-Teilbereiche wie Programmier- und Codierleistungen oder SAP-Tabellenerstellungen werden am Markt zugekauft.
Konzentration auf die Kernkompetenzen
"Wir konzentrieren uns auf unsere Kernkompetenzen." Die da wären: Das Implementieren und Betreiben von E-Government-Anwendungen wie help.gv.at, Finanz Online oder der elektronische Akt (Elak) sowie der Führerschein im Scheckkartenformat und der neue Sicherheitsreisepass. "Ohne uns hätte die Republik ein veritables Problem", sagt Jabkowski.
Das BRZ sei zwar ein wichtiger, aber nicht der einzige Anbieter von IT-Lösungen für den Bund, meint René Tritscher vom Fachverband Unternehmensberatung und Informationstechnologie (UBIT) der Wirtschaftskammer Österreich (WKO). "Das BRZ ist kein Monopolist." Auch kleinere Unternehmen, die sich auf einen Teilbereich spezialisiert haben, hätten bei der Vergabe von einzelnen Projekten eine reelle Chance den Zuschlag zu bekommen. Für die WKO ist das BRZ aber kein Konkurrent der heimischen IT-Wirtschaft.
Sicherheit und Datenschutz haben für das BRZ oberste Priorität. Sensible Daten werden im Haus selbst, parallel dazu im Rechenzentrum in Erdberg und ein drittes Mal in einem Bunker in St. Johann im Pongau gespeichert.
E-Voting: "Wir sind Gewehr bei Fuß"
Aktuelle Projekte sind der digitale Fahrtenschreiber oder die elektronische Dienstkarte, in der Zugriff- und Anmeldemodalitäten, die digitale Signatur sowie Bürgerkartenfunktionen vereint sein werden. E-Voting (elektronische Stimmabgabe bei Wahlen) sei technisch möglich, jedoch müsse zuerst der politische Wille gegeben sein. Die Forschung und Entwicklung des Unternehmens ist bereits auf diese Thematik hin ausgerichtet, um jederzeit in der Lage zu sein, die Technologie liefern zu können. "Wir sind Gewehr bei Fuß, wenn man uns fragt", so Jabkowski.
+++ Stichwort BRZ
Per 1. Jänner 1997 wurde mit der Gründung der Bundesrechenzentrum GmbH (BRZ) ein nach privatwirtschaftlichen Grundsätzen geführtes Unternehmen ins Leben gerufen. Die Tätigkeiten des BRZ für die Bundesverwaltung umfassen IT-Leistungen im Bereich der Informationstechnologie und Telekommunikation.
Derzeit erwirtschaftet das Unternehmen mit rund 1000 Mitarbeitern 210 Mio. Euro Umsatz jährlich und ist einer der größten IT-Dienstleister Österreichs.