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Wifo-Ökonomin Claudia Kettner findet den CO2-Preispfad im Prinzip sinnvoll, aber nicht sehr ambitioniert.
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"Wiener Zeitung": Der Einstiegspreis bei der CO2-Steuer von 30 Euro ist als zu gering kritisiert worden. Ab wann beginnt ein Lenkungseffekt?Claudia Kettner: Ich würde ungern einen Preis nennen. Was man sagen kann: Eine CO2-Steuer von 30 Euro bedeutet umgerechnet auf den Liter Benzin 8 Cent. Und das ist keine Preisschwankung, die man an den Tankstellen nicht sonst auch sieht, und erschüttert die Verbraucher nicht.
Es gibt also keinen ökonomischen Konsens zum Lenkungseffekt?
Nein, aber je höher der Preis, desto höher wird auch die Reduktion sein. Die Lenkungswirkung hängt aber auch davon ab, welche Alternativen zur Verfügung stehen. Ohne dass wir den öffentlichen Verkehr stark ausbauen, wird es nicht möglich sein, auch bei höheren CO2-Preisen einen relevanten Rückgang der Emissionen zu beobachten.
In Frankreich gab es wilde Proteste wegen der CO2-Steuer. Ist gerade beim Einstieg in diese neue Abgabe weniger vielleicht mehr?
Ja, darum ist es auch gar nicht so schlecht, dass der Startpreis gering ausfällt. Es ist gut und richtig, dass die Preisentwicklung für die kommenden Jahre bereits festgelegt wurde, damit sich Verbraucherinnen und Unternehmen darauf einstellen können. Aber beim Preispfad hätte man ambitionierter sein können.
Es ist nicht nur der Preis, der lenkt. Es gibt mehr Bewusstsein für CO2-Sparsamkeit.
Wirklich relevant sind verfügbare Alternativen. Im Verkehrssektor muss auch über eine klimafreundliche Raumplanung nachgedacht werden, bei Gebäuden über Heizungsalternativen, die leistbar sind, speziell bei einkommensschwachem Haushalten.
Wird die CO2-Steuer generell auf Waren durchschlagen, weil der Transport teurer wird?
Wenn er fossil betrieben ist, sind Preissteigerungen möglich, sie werden aber gering ausfallen. Erstens geht es zu Beginn um acht Cent pro Liter, und zweitens ist der Anteil der Transportkosten bei den meisten Gütern üblicherweise sehr gering.
Aber auch der Masseur muss seine Praxis im Winter beheizen. Bei welchen Gütern und Dienstleistungen muss man sich zumindest mittelfristig auf höhere Preise einstellen?
Dazu gibt es noch wenige Informationen. Die Regierung hat auch angekündigt, dass es für energieintensive Betriebe Ausnahmen geben soll, aber Details fehlen noch. Außerdem wird der Energieverbrauch der Unternehmen von der Statistik Austria nur aggregiert erhoben auf die drei Sektoren.
Zur Person~Claudia Kettner ist seit 2008 Ökonomin am Wirtschaftsforschungsinstitut. Sie forscht im Bereich Umwelt, Verkehr und Energie und war zuvor auch Mitarbeiterin am Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel an der Uni Graz.