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Prüfung zu Wettbewerbsrecht bis November. | Gute Chancen für Mobilfunk-Diskonter in ganz Europa. | Wien. Der Kaufvertrag ist unterschrieben, seit vergangener Woche wird die Fusion von tele.ring und T-Mobile in Brüssel auf ihre wettbewerbsrechtliche Haltbarkeit geprüft. Fakten werden auch bei den österreichischen Marktteilnehmern und Behörden gesammelt. - Und noch hofft man beim viertgrößten heimischen Mobilfunker auf ein Wunder, welches verhindern könnte, dass T-Mobile tele.ring schluckt.
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Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" rechnet tele.ring-Geschäftsführer Michael Krammer mit einer Entscheidung im November. Bis dahin sei man "rechtlich verpflichtet", die Konkurrenz zum zukünftigen Eigentümer aufrecht zu erhalten. "Es könnte ja auch abschlägig entschieden werden", meint er - als gebe es noch Hoffnung für die Eigenständigkeit von tele.ring.
Der Verkauf war durch die Übernahme des bisherigen tele.ring-Eigentümers Western Wireless durch den US-Konkurrenten Alltel ausgelöst worden. "Alle US-Netzbetreiber konzentrieren sich auf den Heimmarkt. Alltel ist seinen Shareholdern verpflichtet, daher wollte man verkaufen", erläutert Krammer betont leidenschaftslos.
Konsolidierung ist Idee der Kapitalmärkte
Die Konsolidierung in Österreich sei symptomatisch für den gesamten europäischen Mobilfunk-Markt, meint er: "Es gibt keine operative Notwendigkeit zur Konsolidierung. Der Druck dazu entsteht allein auf den Wunsch der Kapitalmärkte." Großen Kapitalbedarf habe die Branche nicht, die UMTS-Lizenzkosten hätten die großen Unternehmen längst abgeschrieben. "Investitionen finanzieren sich also locker aus dem Cashflow, sogar bei einem so kleinen Unternehmen wie tele.ring in Österreich. Das Geschäft läuft sogar so gut, dass wir uns in ein bis zwei Jahren Zukäufe hätten überlegen müssen." 95% der Mobilfunk-Unternehmen würden satte Gewinne einfahren. "Tatsächlich ist die Branche eine Gelddruckmaschine. Am Kapitalmarkt gibt es aber derzeit viel Geld zu niedrigen Zinsen. Da ist es eben günstig einzukaufen."
Bei den Tarifen wäre im österreichischen Markt noch Spielraum nach unten gewesen, meint er. "Wir hätten die Preise weiter gesenkt und wahrscheinlich etwa 20% Marktanteil erobert. Nach dem Verkauf werden die Tarife zwar in den nächsten zwei bis drei Jahren nicht steigen, aber auch nicht weiter sinken."
Als kleinster und billigster Anbieter sei tele.ring eine der zwei erfolgreichsten Strategien am Markt gefahren, erläutert er: "Der billigste und der innovativste Anbieter am Markt haben die besten Karten. In ganz Europa bestehen für Diskonter gute Chancen, etwa 15 bis 25% Marktanteil zu erlangen. Man braucht sich nur den Lebensmittelmarkt mit Hofer bzw. Aldi oder die Billigfluglinien wie Ryan Air anzusehen." Diese Rechnung sei auch im heimischen Mobilfunkmarkt aufgegangen. Der kleinste und der größte Anbieter - Mobilkom und tele.ring - hätten zuletzt das größte Wachstum verzeichnet.
Fusion bedeutet nicht Marktführerschaft
Auf die Frage, ob das fusionierte Unternehmen T-Mobile/tele.ring Chancen auf die Marktführerschaft haben wird, meint Krammer: "Das glaube ich nicht. Die Mobilkom ist extrem gut positioniert, und es gelingt ihr so ihre wertvollsten Kunden, die Geschäftskunden, zu halten. Nach einem Merger braucht ein Unternehmen außerdem immer Zeit für eine interne Neuorientierung. Das bedeutet Chancen für die Mitbewerber, da auf Entwicklungen so nicht schnell genug reagiert werden kann."
Wie es mit den tele.ring-Mitarbeitern weitergehen wird, will Krammer nicht längerfristig vorhersagen. Eine Jobgarantie vom aktuellen Management gebe es noch bis Jänner 2006. Außerdem wird für heuer, quasi als Trostpflaster, an alle Mitarbeiter ein Bonus ausgezahlt, "als Anerkennung für die Wertsteigerung der Firma". Über die Höhe der Extrazahlung will Krammer keine Angaben machen.
200 bis 300 Jobs sollen im fusionierten Unternehmen bis Ende 2006 eingespart werden, hieß es zuletzt. Krammer hegt aber noch Hoffnungen, dass nicht so viele tele.ring-Mitarbeiter den Arbeitsplatz verlieren: "Schließlich kommen viele neue Kunden hinzu, die müssen auch betreut werden. Und die tele.ring-Mitarbeiter haben bewiesen, dass sie sehr effizient arbeiten. - Immerhin erwirtschaften wir doppelt so viel Umsatz pro Mitarbeiter als T-Mobile."