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"Wir werden uns nicht in die Gefahr einer Wertminderung begeben und keinesfalls den Vorwurf des Verschleuderns einhandeln." ÖIAG-Generaldirektor Rudolf Streicher will bei den | ambitionierten Privatisierungsvorhaben der Österreichischen Industrieholding AG behutsam vorgehen. Keinesfalls sei ein "Abverkauf um jeden Preis" geplant, bekräftigte gestern auch GD-Stellvertreter | Johannes Ditz in einer Pressekonferenz.
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Noch im ersten Quartal 2000 sollen die ÖIAG, die PTA ((Post und Telekom Austria) und die PTBG (Post- und Telekombeteiligungsverwaltungsgesellschaft) zur "ÖIAG neu" fusioniert werden. Dies
sei "zweckmäßig, um die schwierige Übung des Schuldenabbaus der ÖIAG absolvieren zu können", führte Streicher aus.
ÖIAG und PTBG haben gemeinsam Schulden von 75,2 Mrd. Schilling · der Zinsendienst beläuft sich auf 4 Mrd. Schilling jährlich · und müssen zudem noch ein nachrangiges Darlehen der Republik
Östereich in Höhe von 5,6 Mrd. Schilling bedienen.
Streicher und Ditz haben sich einiges vorgenommen. Als eines der ersten Projekte ist die 100%-ige Privatisierung der P.S.K. (Österreichische Postsparkasse AG) unter Beteiligung der Post · sie
kann maximal 25% plus eine Aktie erwerben · in der Pipeline. Die Vorbereitungen seien im Laufen, sagte Ditz. "Angedacht" sei die weitere Privatisierung der auch börsenotierten VA Stahl AG, an
der die ÖIAG direkt 38,8% hält (siehe Grafik). Der Staatsanteil könnte um acht bis zehn Prozentpunkte zurückgenommen werden, allerdings nur bei günstigem Börsenklima. "Die Kurse müssen
stimmen", so Streicher.
Daß die Telekom Austria (TA), an der die Telecom Italia (TI) 25% plus eine Aktie hält, und die Austria Tabak (AT) laut Regierungsabkommen ebenfalls zu 100% privatisiert werden sollen,
stößt bei der ÖIAG-Spitze auf wenig Begeisterung. Bei der AT etwa könnten Tabak-Lizenzverträge platzen und in der Folge große Umsatzvolumina verlorengehen. Und bei einem unter 25,2% liegenden
Österreich-Anteil in der TA · heuer sollen bis zu 30% an die Börse gebracht werden · hätten die Italiener mit ihrer Sperrminorität das Sagen. Die ÖIAG wolle daher mit dem Eigentümer noch
diskutieren, ob man eine strategische Mehrheit behalten solle. Abgegeben werden soll auch der Bundesanteil von 17,4% an der Flughafen AG.
Ein weiteres Ziel ist die Entpolitisierung der ÖIAG. Im VP/FP-Koalitionsübereinkommen sei festgelegt worden, daß alle zwei Jahre zwei der zehn Mitglieder des Aufsichtsrates ausgetauscht werden, wobei
die verbleibenden acht die Nachfolger bestimmen.