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Michaelis: "Die Beamten-Frage bei der Telekom Austria muss gelöst werden." | Kapitalerhöhung bei Breitband-Ausbau als Option denkbar. | Wien. Mit überzähligen Beamten im Schlepptau beißt die Telekom Austria künftig auf Granit, wenn es darum geht, Investoren-Gelder für wichtige Vorhaben wie den milliardenschweren Ausbau des Breitband-Netzes aufzutreiben. So zumindest lautet die Einschätzung von ÖIAG-Chef Peter Michaelis - sinngemäß. An der Telekom hält die Staatsholding ÖIAG als größter Gesellschafter noch 27,4 Prozent der Anteile.
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"Das Sonderthema Beamte muss einer Lösung zugeführt werden", betonte Michaelis am Montagabend im Zigarrenklub. Anders formuliert: Mit einem - teuren - Klotz am Bein hätte die börsenotierte Telekom im mittlerweile voll liberalisierten Telefon-Markt ein schweres Leben.
"Für Breitband-Investitionen muss das Unternehmen viel Geld in die Hand nehmen. Ein solcher Kapitaleinsatz muss vor den Aktionären überzeugend gerechtfertigt werden", erklärt Michaelis im Zusammenhang mit aktuellen Plänen, überzählige Beamte in eine Beschäftigungsagentur auszulagern. Ohne Lösung der Beamten-Frage würde der Kapitalmarkt die bevorstehenden Investitionen finanziell nicht mittragen.
Es wird schon gebastelt
Eine Arbeitsgruppe feilt bereits an der Struktur für die in Diskussion stehende Auffanggesellschaft für Beamte des früheren Monopolisten. Details dazu will Michaelis noch nicht nennen - wohl aus Rücksichtnahme auf Belegschaftsvertreter und Gewerkschaft, mit denen der ÖIAG-Boss gerade den Dialog sucht. Bedeckt hält er sich auch zum Zeitplan, bis wann die Beamten-Auffanggesellschaft stehen soll.
In Medien-Berichten war zuletzt davon die Rede, dass die rund 6900 Telekom-Beamten in einer bei der ÖIAG selbst angesiedelten Gesellschaft gepoolt werden könnten. Zurückgeleast würden von der Telekom dann nur jene Mitarbeiter, die sie für das operative Geschäft, also den Betrieb des seit Jahren schrumpfenden Festnetz-Geschäfts, tatsächlich brauche. Im Fall dieses Modells würden 2000 bis 2500 Beamte in der staatlichen Auffanggesellschaft verbleiben.
Eine Abspaltung der Telekom-Festnetzsparte - inklusive der Beamten - kommt für Michaelis nicht in Frage: "Ich sehe keine wirkliche Veranlassung, das Festnetz von der Börse zu nehmen." Denn gerade die Börse würde für fortwährenden Reformdruck auf dieses Geschäftsfeld sorgen, wie der ÖIAG-Chef dazu ergänzend anmerkt.
Für die ÖIAG, die derzeit mangels Privatisierungsaufträgen lediglich ihre restlichen Beteiligungen managt, wird die Lösung der Beamten-Frage bei der Telekom jedenfalls zum Probegalopp. "Das Thema wird uns noch ein zweites Mal beschäftigen - bei der Post", so Michaelis. Die Post werde ab 2011 im vollen Wettbewerb stehen und ihre Strukturen "so nicht aufrecht erhalten können", auch dort werde es zu einem weiteren Personalabbau kommen müssen.
Für die Finanzierung der Breitband-Investitionen will Michaelis eine Kapitalerhöhung bei der Telekom nicht ausschließen. Junge Aktien zu verkaufen, wäre wohl der günstigste Weg. Wegen der schwachen Börsen sei diese Option im Moment aber nur "graue Theorie".
Amtsblatt Seiten 37 bis 47