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ÖIAG rätselt über Kovats' Absichten

Von Veronika Gasser

Wirtschaft

Die ÖIAG-Bosse Peter Michaelis und Rainer Wieltsch rätseln über die Absichten von Mirko Kovats und seinem Partner Ronny Pecik. Die Victory Industriebeteiligungen hatte zuerst 19,05% an der VA Tech gekauft und dann ihre Anteile scheibchenweise auf 12,53% reduziert. Vertrauen habe sich die Kovats-Gruppe durch diese Transaktionen jedenfalls nicht verdient, dass sie dabei hohe Gewinne einstreifen konnte, davon geht das ÖIAG-Duo und auch die Arbeiterkammer OÖ aus.


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Es sei ein "Schlamassel" mit den neuen Miteigentümern, bei dem die Industrieholding aber keine Schuld treffe, meint Wieltsch, der wie Michaelis im Aufsichtsrat der VA Tech sitzt.

Denn Kovats und Co hätten ihre Anteile nicht von der ÖIAG, sondern über deren Tochter Voest bezogen - dort sind die beiden ÖIAG-Vorstände allerdings auch im Aufsichtsrat. Außerdem erschien das Angebot zum damaligen Zeitpunkt als "good news". Die ÖIAG besitzt noch 15% an dem Technologieunternehmen und ist damit wieder größter Aktionär. Das könnte sich allerdings nach der geplanten Kapitalerhöhung ändern. Michaelis macht sich dafür stark, will aber selbst "aus heutiger Sicht" nicht mitziehen. Wieltsch rechnet gegenüber der "Wiener Zeitung" vor, dass bei einer Kapitalerhöhung um 25% der ÖIAG-Anteil an der VA Tech auf 12% sinken werde. Sollte Kovats die Kapitalerhöhung mitmachen, hätte seine Victory wieder gute Chancen, größter Eigentümer zu werden. Was einen weiteren Verkauf von VA Tech-Anteilen betrifft, gebe es keinen Zeitdruck. "Das Unternehmen ist nicht ein Objekt des schnellen Geldes." Michaelis erkennt für die VA Tech nun seine "übergeordnete Verantwortung, die es wahrzunehmen gilt". Ob Victory nochmals als Käufer in Betracht kommt, wollten die ÖIAG-Chefs nicht kommentieren.

Der Arbeiterkammer OÖ ist das Engagement von Kovats & Co ein Dorn im Auge. "Ein solch bedeutendes Industrieunternehmen wie die VA Tech darf nicht zum Spekulationsobjekt verkommen," warnt Kammerpräsident Johann Kalliauer. Durch den vollständigen Abverkauf werde das Unternehmen einer ungewissen Zukunft ausgeliefert. Der Vorsitzende des VA-Betriebsrates, Ernst Artner beklagt, dass die Belegschaft verunsichert sei. Er fordert Vertrauen und Ruhe: "Manager und Mitarbeiter müssen sich auf ihre Arbeit konzentrieren können". Wie dieses Management ab Herbst aussieht, steht noch in den Sternen. Denn sowohl der Vertrag von VA Tech-Vorstand Erich Becker, wie auch der seines Kollegen Roland Scharb läuft aus. Becker will jedoch nicht mehr weitermachen, wohl auch wegen der unklaren Eigentümerverhältnisse.

Für Post auf Partnersuche

Für die Post suchen die ÖIAG-Vorstände einen Kooperationspartner. Sie fassen eine Defensivstrategie ins Visier. Ein allfälliger Partner, wie etwa die Deutsche Post, werde sich nämlich kaum auf die Ballungsräume stürzen. Auch sei die heimische Post zu klein, um als internationaler Spieler den süd- und zentraleuropäischen Zustellmarkt zu erobern.

Nach einer erfolgreichen Kooperation könne an einen Verkauf der Postanteile gedacht werden. Bis 2006 müsse die Angelegenheit geklärt werden, ließ Michaelis wissen. Schwierigkeiten, wie es sie beim Briefverteilzentrum Inzersdorf gab, wären mit einem starken Partner vermeidbar gewesen.

Telekom über die Börse?

Für die Privatisierung der Telekom Austria hat die ÖIAG, die derzeit noch 47,2% der Aktien besitzt, hohe Erwartungen. 15 bis 16 Euro müssen nach pro Anteil hingeblättert werden, so Michaelis. Der Finanzminister will die Telekom zur Gänze veräußern. Für Michaelis gibt es zwei Optionen: Die Börse oder einen strategischen Investor. Am wahrscheinlichsten ist mittlerweile ein Abverkauf über die Börse in mehreren Tranchen. Damit scheint die Swisscom aus dem Rennen.